Freitag, 26. August 2016

Bacharach - Bingen

Der Schlussstein

Wie bei dem Bau der mittelalterlichen Kathedralen ist das schwierigste gewesen, den Schlussstein zu setzen. Das ist jener Stein, der die beiden Halbbögen oben in der Mitte verbindet, so dass ein kompletter Rundbogen entsteht. Es war das geheime Erfahrungswissen der Steinmetze, daß dazu führte, daß das Konstrukt nicht zusammenbrach. Aus diesem geheimen Wissen haben sich später der Legende nach die Freimaurer gebildet. Ich habe auf dieser Tour den Nordteil und den Südteil meiner Durchquerung Deutschlands verbunden. 17 Km bei knappen 30 Grad mit Gepäck waren dazu zu laufen. Ich habe über 6 Stunden gebraucht. Aber es ist geschafft, die Strecke ist komplett.

Donnerstag, 25. August 2016

Ottmarsheim - Mulhouse

Das Wunder von Rixheim
Der gestrige Tag hat seine Spuren hinterlassen und so fühle ich mich nicht gut. Die Strecke nach Rixheim führt über 9 Km immer an einer Straße entlang. Franzosen bauen keine Standstreifen, so daß man auf der Fahrbahn gehen muß. Schon am Beginn der Etappe hab ich mir die Distanz ohne Bänke nicht zugetraut, bin aber trotzdem los gelaufen. Kurze Zeit später stoppt ein Auto und der Fahrer textet mich auf Französisch zu. Es dauert etwas bis ich verstehe, daß er meinen Wanderplan für zu gefährlich hält und mich mitnehmen will. Ich nahm dankend an. Die restlichen 5 Km zum Hotel waren aufgrund der schlechten körperlichen Verfassung auch nicht einfach. Ich wäre zusammengeklappt, wenn der Franzose nicht gewesen wäre. Er war von meinem Schutzengel geschickt. Ich fühle mich behütet. Die Erkenntnis des Urlaubs ist, daß man sich in Frankreich an offizielle Rad- oder Wanderwege halten muß. Einfach der Straße nach von A nach B geht nicht. Das Finale der EM geht auch nicht für Deutschland – wir haben heute Abend das Halbfinale ausgerechnet gegen Frankreich verloren. 

Mittwoch, 24. August 2016

Grißheim - Ottmarsheim

Je suis in France

In Neuenburg hab ich den Rhein überquert. Das ist kein Zufall, sondern hier in der Nähe beginnt der Rhein-Rhone-Kanal, an dessen Ufern ich meinen Weg rund um die Alpen gehen will. Und es ist die Konsequenz aus der Tatsache, daß ich Basel ohne sie nicht sehen will. Nun bin ich in Frankreich. Außer, daß die Leute um mich herum nun komisch sprechen und schreiben – Französisch halt – hat sich beim Wandern wenig geändert. Nur das die Franzosen noch sparsamer mit Wanderbänken sind als die Deutschen. Im Hotel angekommen bestellt ich meinen ersten Kaffee in der Landessprache, was mich fröhlich stimmt. Allerdings habe ich es mit den Kilometern etwas übertrieben heute. 18,6 Km mit Gepäck nehmen meine Muskeln etwas krumm. Ich bedauere zwar immer noch den persönlichen Brexit, bin aber nun auf einem neuen Weg. Die Zukunft wird zeigen, ob ich Rom tatsächlich erreiche. Nun ist erst mal Deutschland durchquert und darauf bin ich stolz.

Dienstag, 23. August 2016

Oberrimsingen - Grißheim

Der letzte Halt vor der Grenze

Manchmal passieren beim Wandern Dinge, die man nur schwer erklären kann. Ich hatte die Nacht nicht gut geschlafen und fühlte mich körperlich eher schwach. Trotzdem standen heute 18 km auf dem Streckenplan. Erschwerend kamen Außentemperaturen im weiterhin zu warmen Bereich dazu. Am schlimmsten aber wirkte sich ein chronischer Mangel an Bänken aus. Auf dem letzten Teilstück zum heutigen Ziel waren 4 km ohne Sitzmöglichkeit zu absolvieren. Ich habe auf diesem Radweg meine persönliche Grenze gespürt. Wenn dann gar nichts mehr hilft, hilft vielleicht beten. Ich wäre zusammengebrochen – heute war es so weit – aber mein Schutzengel hat mich gehört und präsentierte mir hinter der nächsten Kurve eine Bank. Nur einer halbstündigen Pause ist es zu verdanken, daß ich im Zielort angekommen bin, dem letzten Hotel vor dem Grenzübertritt nach Frankreich. 

Montag, 22. August 2016

Hochstetten - Oberrimsingen

Tag des Sommers

Der Sommer 2016 fiel auf einen Donnerstag, sonst war Regen. Diese Beschreibung des Wetters trifft aber nur auf meine Heimatregion zu, denn unten in der südwestlichsten Ecke von Deutschland scheint die Sonne, so daß heute Temperaturen von 28°C zu bestaunen waren. Das ist eigentlich zu warm zum Wandern. Erschwerend hinzu kommt, daß ich diese Strecke eigentlich mit einer ganz anderen Motivation laufen wollte. Der Weg sollte mich ihr näherbringen, was aber jetzt nach dem persönlichen Brexit nicht der Fall ist. Bewusst hab ich mich damit abgefunden, aber ich habe heute leichte Herzbeschwerden. Das kann am Wetter liegen, vielleicht ist es aber auch Psychosomatik.

Sonntag, 21. August 2016

Breisach - Hochstetten

Wer fragt, bekommt Antworten

Der nächste Urlaub am Rhein beginnt im Juli 2016. Am Tag zuvor hat Deutschland einen historischen Sieg im Viertelfinale der Euro 2016 gegen Italien gefeiert. England war da schon raus und das nicht nur sportlich. Leichtsinniger Weise hat der britische Premier Cameron sein Volk befragt, ob es in der EU bleiben will. Er bekam eine Antwort, die er nicht erwartet hatte. Sein Volk will raus. Nun kann man sich fragen, ob Cameron vielleicht nicht hätte fragen sollen. Vielleicht hätte er gegen den Willen des Volkes einfach sein Ding zuziehen sollen. Es ist allerdings eine Frage des Respekts, daß man die Meinung anderer akzeptiert, auch wenn sie einem so ganz und gar nicht in den Kram paßt. Das muß ich nämlich auch. Sie hat geantwortet und sie will mich nicht treffen. Somit hab ich beschlossen, nicht nach Basel zu laufen. 

Freitag, 19. August 2016

Sasbach am Kaiserstuhl - Breisach


Von Herzen anders

Am 7. Wandertag in Folge habe ich mein Ziel in Breisach tatsächlich erreicht. Zwischendurch bestand mal kurz Lebensgefahr, als ich auf einer Landstraße gewandert bin. In einer Kurve an einem Hügel gab es keine Ausweichmöglichkeit weg von der Straße auf das angrenzende Feld. Wären hier LKWs – die hier reichlich fuhren – von links und von rechts gekommen, so daß sie nicht zur Mitte der Straße hätten ausweichen können, gäbe es mich nicht mehr. Aber ich bin dann ja doch angekommen. Und das nicht nur geographisch. Ob andere Menschen mich verstehen, ist nicht das wichtigste Kriterium, um meinen Lebensweg zu gehen. Ich kann nicht anders, ich bin eben anders. Und nach dieser klärenden Anstrengung des Urlaubs finde ich das auch gut so. Es gibt aber eine Frau, die mich zurück auf den Weg der Tugend in eine bürgerliche Existenz bringen könnte. Vielleicht treffe ich sie in Basel. 

Mittwoch, 17. August 2016

Niederhausen - Sasbach am Kaiserstuhl

Wohlige Schwere

Der Tag begann ohne Frühstück im Hotel, weil das nicht angeboten wurde, bereits um 7:00. Im Nachbarort holte ich die entgangene Mahlzeit in dem schon bekannten Supermarkt nach. Ein Hinweisschild dort gab bekannt, daß mein Zielort von dort aus noch 17 km entfernt sei. Es sind letztendlich 19,3 km geworden, was mit Gepäck einen Rekord darstellt. Völlig fertig in der Unterkunft angekommen, begann ich mich zu erholen. Ich fühlte ein körperliches Glücksgefühl und eine tiefe Gelassenheit. Durch die extreme Anstrengung ist das rationale Denken einem Gefühl der wohligen Schwere gewichen. Ich hatte wohl einen Endorphin-Rausch. So etwas kannte ich bis dahin noch nicht. High, so ganz ohne Drogen. 

Dienstag, 16. August 2016

Grafenhausen - Niederhausen

Vergnügen

Mein heutiger Weg führte mich am Freizeitpark Rust vorbei. Wie unterschiedlich doch die Menschen sind. Ich laufe lieber 20 km bei Regen, als daß ich jemals meinen Fuß in eine Achterbahn stellen würde. Auf einer Bank außerhalb des Parks von der Sonne beschienen hörte ich die Angst- oder Jubelschreie der Menschen in diesem Fahrgeschäft. Mir kam der alte Sokrates ins Gedächtnis. Man fragte ihn, warum er würde den Markt gehen würde, aber nie was kaufen würde. Er antwortete : „ Es ist schön zu wissen, was ich alles nicht brauche !“ Im Hotel gab es kein Abendessen, weil es Ruhetag hatte. Dummerweise gab es im gesamten Ort kein Essen, weil alle Gaststätten Ruhetag hatten. So bin ich zu einem Supermarkt und hab mich mit Nahrung eingedeckt. Man muß als Wanderer nicht zwangsläufig abends im Restaurant essen – es geht auch einfacher. 

Montag, 15. August 2016

Allmannsweier - Grafenhausen

Zeit

In meinen Unterlagen vom nächsten Hotel stand, daß Einchecken von 12:00 bis 14:00 und dann erst wieder ab 17:00 möglich sei. So kam es zu dem, was ich doch eigentlich in diesem Urlaub vermeiden wollte: Zeitdruck. Ich wollte nicht wieder vorm Hotel warten und somit 14:00 unbedingt schaffen. Gleichzeitig war es heute wie Gehmeditation, weil ich lange Streckenabschnitte hatte, in ihnen ich einfach geradeaus gelaufen bin. Ich merke, wie ich auch in den Pausen ruhiger werde. Obwohl die Zeit heute ja wichtig war, verlor sie auf den geraden Wegen ich Bedeutung. Immer wieder tauche ich in den Moment ein, in das ewige Jetzt, wo Zeit aufhört zu existieren. Später im Hotel kam im Fernsehen eine Sendung, in der es um Menschen verschiedener Religionen ging und der Frage, woran diese glauben. „Und was glaube ich?“, frage ich mich. Ich lasse das Fragezeichen stehen. 

Donnerstag, 11. August 2016

Altenheim - Allmannsweier


Das Scheißen im Walde

Eigentlich wollte ich dieses Thema gar nicht erwähnen, weil es eher unappetitlich ist. Aber auch das gehört zum Leben nun mal dazu. Wenn man gerade zwischen zwei Ortschaften wandert und somit ein normales stilles Örtchen nicht in Sicht ist und man das immer drängende Gefühl hat, man benötige ein solches, hat man ein Problem. Als klar wurde, daß Selbstdisziplin alleine nicht ausreicht, weil der Weg zu weit ist, hilft nur sich ein gemütliches Plätzchen im Walde zu suchen und die sonst üblichen Hygieneartikel durch möglichst große Blätter eines nahe stehenden Baumes zu ersetzen. Auch wenn das wohl das natürlichste Verhalten überhaupt ist, war ich sehr froh, daß mir jemand im nächsten Ort erlaubte, seine Toilette benutzen zu dürfen, um mich ordentlich zu reinigen. 

Montag, 8. August 2016

Marlen - Altenheim


Storch

Da ich auch heute nur eine kurze Etappe zu laufen habe, kann ich mir wieder Zeit lassen. So zappe ich vor dem Wandern noch durch die Fernsehkanäle und bleibe bei einer Sendung über Tiere hängen, die ihr ganzes Leben unterwegs sind. Lachse oder Zugvögel z.B. Sie sind Nomaden. Sie fragen sich aber nicht, ob das richtig ist, sondern es ist einfach ihre Natur. Die Weltmeister im Reisen sind Störche. 20.000 km im Jahr absolvieren diese Vögel. Und heute auf der Wanderung hab ich einen einsamen Storch auf einem Acker stehen sehen. Störche gelten als Glücksbringer und natürlich bringen sie auch die Babies. Der Vertrag der Generationen, so wird mir auf dem Weg nach Altenheim bewußt, wird von mir nicht eingehalten. Eltern wollen Großeltern werden. Das ist auch ein äußerer Faktor, der mich zweifeln läßt. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt. Vielleicht ja tatsächlich Glück.

Freitag, 5. August 2016

Kehl - Marlen


Time to kill

Die erste Etappe des Urlaubs im Mai 2016 am Rhein war bewußt kurz gewählt. Das Wetter war eher nieselig, aber ich habe beim Wandern richtig Zeit und brauche keine Rekordjagd zu betreiben. Das bringt aber wenig, wenn es auf der Strecke keine Bänke gibt, auf denen man Pause machen könnte. So komme ich früh am Zielhotel an. Erst dort weiß ich aber, wie viel zu früh, denn ich darf dort erst um 17:00 einchecken. Als ich ankomme ist es aber erst 12:30. Die Wartezeit verkürze ich mir damit, einen ersten Entwurf einer wichtigen Mail zu verfassen. Ich will mein Kommen in Basel ankündigen und es ihr überlassen, ob sie mich sehen will oder nicht. Ich bin schließlich kein Stalker. 

Mittwoch, 3. August 2016

St. Goar - Bacharach

Anders sein

Ein Mann von Anfang 40 hat eine Familie zu haben. Wenn es mit den Kindern nicht geklappt hat, wenigstens eine Frau. Wenn er keine Frau hat, ist er wahrscheinlich schwul. Vielleicht sind nicht alle Menschen so, daß sie diese Klischees im Kopf abspielen, wenn sie einen allein-reisenden Mann sehen, aber ich glaube häufig diese Fragezeichen in den Augen der anderen zu sehen. Hätte ich eine Mönchskutte an oder einen Talar, hätten sie wenigstens eine Antwort. Um Mönch zu werden, muß man in einer Religion stark verwurzelt sein, was ich nicht bin. Auch wenn mich der Buddhismus am ehesten anspricht, käme ich mit Hierarchien und Ordensregeln nicht klar. Ich bin ein Freigeist oder einfacher: Ich bin ich und ich befürchte, ihre Fragezeichen werden bleiben.

Samstag, 30. Juli 2016

Boppard - St. Goar

Indien

Die nächste Etappe führt nach St. Goar. Obwohl es anders geschrieben wird, erinnert mich der Name an das indische Goa, jenen alten Treffpunkt und Sehnsuchtsort der Hippies. Der Name steht für die spirituelle Sinnsuche außerhalb der etablierten Pfade. Auf meinem Wanderpfad herrschte das wunderschöne Wetter seines Frühsommertages. Ich schaffe es, in den Flow zu kommen und in der Achtsamkeit zu sein. Es ist vielleicht eine persönliche Variante von Gehmeditation. Ist das nicht der eigentliche Sinn des Lebens? Frei zu sein im Moment. Eigentlich ist das Wandern ziemlich egoistisch, denn es macht mich glücklich. Das ist die andere Sichtweise. 

Donnerstag, 28. Juli 2016

Rhens - Boppard


Auf der Balz

Christi Himmelfahrt 2016 mache ich mich auf, die Lücke am Rhein bis Bingen ein Bisschen mehr zu zulaufen. Ich fuhr mit dem Zug nach Rhens und wanderte weiter nach Boppard. Mein Hotel, was ich nur durch Befragen von Passanten fand, lag am Platz : „ Am Balz“. Aus einem Blickwinkel betrachtet sind diese Wanderungen auch Balzverhalten. Ich will einer Frau beweisen, daß ich sie so sehr liebe, daß ich für sie quer durch Deutschland marschiere, nur um sie zu sehen. Das ist zwar sehr romantisch, aber nur ein Blickwinkel.

Mittwoch, 27. Juli 2016

Wetter - Witten

Rte. 66

Am 1. Mai , dem Tag der Arbeit, der im Jahr 2016 ärgerlicher Weise auf einen Sonntag fiel, wandere ich wieder eine Etappe auf dem Ruhrradweg. Durchs Ruhrgebiet. Da auf einem lokalen Konzert ein Interpret Lieder von Hannes Wader gecovert hat, hab ich mir eine CD von ihm bestellt. Friedensbewegt ging ich nun meines Weges und sah einen Meilenstein mit der Aufschrift 66. Ich bin also quasi direkt auf dem Weg nach Kalifornien. Rucksack hab ich schon. Jetzt fehlt nur noch die Gitarre und der obligatorische VW-Bulli. „ Love and Peace !“  

Sonntag, 24. Juli 2016

Herdecke - Wetter

Genußwandern

Einfach mal genießen ! Das klingt einfacher, als es ist. Wandern ohne Zeitdruck, zu einer bestimmten Uhrzeit irgendwo sein zu müssen. Wandern ohne Leistungsdruck und Rekordjagd, bei der es nicht darum geht, die Grenzen auszutesten. Eine bewußt kurz gewählte Etappe ohne Hektik erwandern. Heute war das ideale Wetter dazu, denn es ist endlich Frühling. Vor dem Start erst mal gemütlich frühstücken, dann die Pause auf den Wanderbänken ruhig mal etwas länger auf sich wirken lassen. In den Flow kommen, eins werden mit dem was man tut. Und zum Abschluss ein Eis in einem Cafe direkt am See. Das ist wirkliches Genußwandern.  

Freitag, 22. Juli 2016

Hagen-Hengsteysee - Schwerte


Senfsuppe again

Ein schönes Frühlingswochenende lockt zum Wandern in der heimischen Umgebung. Mal wieder treibt mich die Aussicht auf die Senfsuppe an. Um diese zu bekommen, kann ich nämlich auch den Ruhrradweg laufen, der allerdings über eine Umleitung läuft. Außerdem musste ich die Richtung ändern und nun in Richtung Quelle laufen. Das ist hier aber nebensächlich. Die Hauptsache ist, daß diese Tour die Premiere des neuen Rucksacks mit bewährten 6,4 Kg Zusatzgewicht daheim war. Außerdem hab ich nun auch zu Hause das Auto stehen lassen und bin mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren. Die Suppe war lecker, also hat es sich gelohnt.

Donnerstag, 21. Juli 2016

Deutsches Eck- Rhens

Dein ist die Zeit

Diese Etappe ist geographisch die erste auf dem Rheinradweg. Zum ersten Mal hab ich in einem Hotel ausgecheckt , um per Wanderung zum Nächsten zu kommen, wobei ich mein Gepäck selbst schulterte. Der herrliche Sonnenschein hat dazu beigetragen, daß ich diese Etappe wirklich genießen konnte. Ich habe mehr Zeit und sitze länger als gewöhnlich bei den Pausen. Auch das Tempo des Laufens ist geringer, was auch den 9 kg Gewicht geschuldet ist. Der subjektive Eindruck ist, daß das höhere Gewicht mit dem neuen Rucksack besser zu tragen ist als die 6,4 kg mit dem Alten ohne Hüftgurt. So frei hab ich mich lange nicht gefühlt. In diesem Moment bin ich glücklich. 

Dienstag, 19. Juli 2016

Koblenz-Güls - Deutsches Eck


Ohne Auto

Am Karfreitag 2011 begann meine persönliche Wanderzeit. 5 Jahre später, Karfreitag 2016, bin ich der Mosel abwärts folgenden in Koblenz angekommen. Es beginnt mit dieser Tour wieder etwas Neues, denn ich bin ohne Auto unterwegs. An und Abreise werden mit dem Zug durchgeführt. Um mein komplettes Gepäck tragen zu können, habe ich mir einen neuen,größeren Rucksack mit 55 Liter Fassungsvermögen zugelegt. Dieser bringt für diesen Trip bepackt 9 Kg auf die Waage und meine Schultern. Die erste Etappe bot gleich Gelegenheit ihn unter Regenbedingungen zu testen. Die Klamotten sind trocken geblieben. 

Montag, 18. Juli 2016

Leutesheim - Kehl

Je cherche la gare

Ich suche den Bahnhof, hab ich einer Frau in einem Eiscafé in Kehl gesagt. Dort gibt es deutlich mehr Franzosen als Deutsche und viele Tabakläden. Ich vermute, dass Zigaretten in unserem Nachbarland noch teurer sind als bei uns. Erstaunlich war, dass mich die Französin verstanden hat und ich ihre Antwort. Mein erster Mini-Dialog auf Französisch mit Unterstützung von Händen und Füßen. Wichtig ist, ich konnte mich verständlich machen. Das freute mich sehr. Weniger erfreut bin ich über meine Füße. Die haben nun endgültig die Grenze erreicht und ich bin froh, dass der Urlaub endet. 5 Wandertage in Folge mit Gewicht ohne Abbruch geschafft. 

Sonntag, 17. Juli 2016

Freistett - Leutesheim

2 Seiten

Die Sonne lacht vom Himmel. Die Strecke hat heute meine Lieblingsdistanz von 10 km. Das reicht aus, um sich anzustrengen, aber dennoch ist man danach nicht den restlichen Tag platt. Es ging auch heute wieder am Rhein entlang. Doch als ich aus meinem Auto stieg, spürte ich die 2. Seite des heutigen Wetters. Es blies ein eiskalter Ostwind. Auf dem Rheindamm – ohne Windschutz – stand ein Meilenstein: 140 km bis Basel. Das hat wie das Wetter 2 Seiten. Freude, sie vielleicht wirklich zu treffen und ein mulmiges Gefühl aus dem gleichem Grund. Ich weiß nicht, wie ich reagiere und erst recht nicht, was sie tun wird. Irgendwann kommt man halt an. 

Samstag, 16. Juli 2016

Rheinmünster - Freistett

Das alte Leiden

Kein Arzt konnte mir bisher erklären, was es mit dem merkwürdigen Verhalten meines linken Fußes auf sich hat. Wenn ich mehrere Tage ich Folge gelaufen bin, fängt nach 2 Km der Spann des Fußes an weh zu tun. Ich bin dann kurz davor, die Etappe abzubrechen, obwohl ich weiß, daß dieser Spuk nach 5 km und der ersten Pause vorbei ist. Dieses Phänomen habe ich nicht, wenn ich einen Tag laufe – egal wie weit. Heute war die längste Etappe des Urlaubs mit 15km. Es war unumgänglich nun den eisernen Vorrat anzugreifen und die Wasserflaschen im Rucksack nicht nur spazieren zu tragen, sondern auch aus ihnen zu trinken, was das Gewicht natürlich mit der Zeit reduzierte. Es gab nämlich kein Restaurant, kein Cafe, keine Tankstelle und auch Lebensmittelgeschäft, wo ich trinkbares hätte kaufen können. Tankstellen sind hier eh ein Thema für sich – weil sie ziemlich rar sind. 

Freitag, 15. Juli 2016

Iffezheim - Rheinmünster


Grenzgänger

Die 2. Etappe mit Gewicht verlief am Anfang auf dem Rheindamm entlang und damit an der deutsch-französischen Grenze. 4,5 km ohne eine Sitzmöglichkeit brachten mich an meine Grenze. Es war wie Himmel und Hölle gleichzeitig. Himmel war es, weil die Sonne schien, eine leichte Brise kühlte und der herrlich blauschimmernde Rhein den Kontrast zu den schneeweißen Schwänen bot. Ein traumhaftes Bild. Die Hölle verursachten meine Beine, denn die taten weh. Das Erstaunliche an diesen 13 km war, dass ich nachmittags zurück im Hotel noch Lust hatte, andere Dinge zu unternehmen. Ich war nicht komplett platt wie sonst. Ich mache konditionelle Fortschritte.

Donnerstag, 14. Juli 2016

Steinmauern - Iffezheim


Je ne sais pas

Am Sonntag der 3 Landtagswahlen, bei denen die AfD in alle Parlamente eingezogen ist, startet der nächste Urlaub am Rhein. Das ist im März 2016. Es sind einige Dinge anders als sonst. Ich laufe mit Gewicht. Außerdem hab ich nur ein Minimum an Gepäck mitgenommen und zwar nur so viel, wie ich auch in einem größeren Rucksack tragen würde. Die Strecke ist sehr nahe an Frankreich, was zu der Situation geführt hat, dass im Restaurant an Ziel, 2 Franzosen am Nachbartisch platz genommen haben. Ich konnte ihr Gespräch mithören. Seit September 2015 lerne ich an der VHS Französisch. Das tue ich, weil die spätere Strecke um die Alpen herum durch Frankreich führen wird. Doch zu dem, was die Franzosen gesprochen haben, kann ich nur „ Je ne sais pas!“ sagen. Ich weiß es nicht, denn ich hab kein Wort verstanden. 

Mittwoch, 13. Juli 2016

Kobern-Gondorf - Koblenz-Güls


Prognosen

Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Ich weiß nicht, was kommen wird. Damit bin ich aber nicht alleine. Auch der Wetterfrosch lag mit seiner Vorhersage ziemlich daneben. Das Wetter auf dieser Tour war viel besser als angekündigt. Was wird kommen, wenn  ich Basel erreiche? Seien wir doch mal ehrlich, wenn es die brennende Sehnsucht nach einer verlorenen Liebe wäre, die mich antreibt, würde ich den Flieger nehmen, um keine Sekunde Zeit zu verlieren. Ich habe das Gefühl, daß ich das Ziel in gewisser Weise jetzt schon erreicht habe, weil der Weg für mich zum Ziel geworden ist. Der Zustand des Unterwegsseins macht mich glücklich. Ich bin ein Nomade. Aber was passiert, wenn ich sie tatsächlich wiedersehe, kann ich wirklich nicht sagen. Prognosen bleiben schwierig. 

Dienstag, 12. Juli 2016

Hagen - Herdecke


Zuhause ist auch schön

Es ist die Zeit abzusehen, ab wann die Wanderstrecken zu weit entfernt seien werden, um mal eben am Wochenende hinzufahren. Da ich aber trotzdem wandern möchte, bleibt nichts anderes übrig, als sich auch in der heimischen Umgebung wieder Strecken zu suchen. Dass ein weiterer Radweg, der sogar eine gewisse Bekanntheit hat, direkt durch meine Stadt geht, war mir wie beim Jakobsweg seinerzeit nicht so richtig bewusst. Die berühmte Tour de Ruhr führt durch Hagen. Heute bin ich eine Strecke gelaufen – die ich schon etliche Male gewandert bin – aber jetzt hat sie eine neue Bedeutung : Es ist die erste Etappe auf dem Ruhrradweg . Und außerdem ist es Rückentraining, da ich wieder mit Gewicht gelaufen bin. 

Montag, 11. Juli 2016

Hatzenport - Kobern-Gondorf


Das erste Mal mit Gepäck

Mein kleiner Rucksack beinhaltet auf dieser Tour 3 1,5 Literflaschen Wasser, um sein Gewicht künstlich auf 6,4 Kg zu erhöhen. Das ist die erste Trainingstour, die dazu dient, irgendwann mein gesamtes Gepäck zu tragen. Ich möchte unabhängiger von Hotels, Auto und Taxis werden. Mit diesem absichtlich erschwerten Rucksack bin ich 13km gewandert und danach mit erstaunlich wenig Rückenschmerzen total platt. Das schlimmste an der Tour war der anschließende Aufenthalt in der Dorfkneipe, denn dort lief zur Unterhaltung der Gäste der Fernseher. Genauer gesagt Trash-TV von RTL. Ich hätte schreiend weglaufen können vor so viel Volksverdummung, aber dazu war ich zu kaputt. 

Sonntag, 10. Juli 2016

Treis-Karden - Hatzenport


Der Zug kütt nich

Karnevalssamstag 2016 mache ich mich wieder auf zur Mosel. Ich erwische einen sonnigen Tag zwischen sonstigem Dauergrau. Die frühlingshaften Temperaturen erfreuen mein Herz. Mein Rücken ist von der Etappe weniger begeistert. So schleppe ich mich zum einzigen geöffneten Lokal am Zielort und genieße draußen ein Eis. Danach wandere ich noch ein kleines Stück zum Bahnhof. Aber der Zug kütt nich, denn Samstag fährt dieser nur bis 16:00. So muß also doch mit dem Taxi zurück zum Hotel Petri in Treis-Karden. Dort esse ich abends keinen Fisch, sondern Ente. Eine Ente ist auch : Angler fordern Dorsch (AfD), Petri Heil !

Donnerstag, 14. April 2016

Neuburgweier - Steinmauern


Die Vögel

Auf den Obstbäumen, die zeitweise die Strecke säumten, waren vereinzelt noch Früchte, die massenhaft, große, schwarze Vögel anzogen. Oben in den Wipfeln saßen ein paar Wächter und wenn man sich als Wanderer den Tieren näherte, flogen sie wie auf Kommando alle gleichzeitig eine Obstwiese weiter. Hitchcock hätte seine Freude daran gehabt. Auch ich hab meine Freude, denn wenn ich durch die Vögel durchschaue und der Blick über den Rhein wandert, sehe ich auf der andere Seite Frankreich. Die Grenze ist erreicht. Nun wird es parallel zu ihr rheinaufwärts nach Basel gehen – aber nicht mehr in diesem Urlaub. Ich fahre mal wieder früher nach Hause, weil mir das Wetter zu schlecht wird. Schneetreiben und böiger Wind. 

Mittwoch, 13. April 2016

Maximilinsau - Neuburgweier


Land der verdrehten Schilder

Man sagt ja, andere Länder, andere Sitten. Zu Beginn dieser Etappe hab ich den Rhein überquert und bin damit in Baden Württemberg angekommen. Naiv, wie ich manchmal bin, dachte ich, daß Wegweiser überall auf der Welt auf dieselbe Art und Weise benutzt. Der Zeiger zeigt in die Richtung, in der es zu dem Ort geht, der auf dem Zeiger namentlich erwähnt wird. Das ist hier anders. Ob nun ein extrem ausdauernder Spaßvogel auf der 12 km langen Etappe fast jedes Schild gedreht hat, um den Radfahrer oder Wanderer zu verwirren, oder ob es eine badische Tradition ist, konnte ich nicht klären. Die Richtungen stimmten jedenfalls fast nie. 

Dienstag, 12. April 2016

Leimersheim - Maximiliansau


Aquafitness

Heute stand die längste Etappe des Urlaubs an. 17 km sind zu absolvieren. Geplant waren nur 15 Km, aber man hat die Streckenführung mal wieder geändert. Schon von Beginn an, goß es beim Wandern in Strömen. Ich hätte wissen können, daß es ein Fehler ist, diese Etappe mit einer Jeanshose bekleidet anzugehen. Allerdings ist der Trainingseffekt und der Fitnessfaktor so um ein vielfaches höher, weil sich das Bekleidungsstück so mit Wasser vollsaugt, daß man auf extra Gewichte komplett verzichten kann. Zum ersten Mal hatte ich wirklich Panik, die Stecke nicht zu schaffen und auf dem einsamen Rheinhauptdamm vor Erschöpfung zusammenzubrechen. Es gab dort nämlich keine Bänke oder andere Sitzmöglichkeiten, um meinen Akku wieder aufzuladen. Aber ich lebe immer noch. 

Montag, 11. April 2016

Hördt - Leimersheim


Keine besonderen Vorkommnisse

Der nächste Urlaub am Rhein startet im Januar 2016. Es hat alles gepaßt. Ich habe ein schönes, gut gelegenes Hotel. In Leimersheim, wo ich mein Auto geparkt hatte, hab ich ein Taxi zum Startpunkt bekommen. Auch nicht unwichtig ist, daß ich den Weg gefunden habe. Der Regen zu Beginn ließ im Verlaufe der Wanderung nach, so daß ich Fotos machen konnte. Nach der Wanderung hab ich ein Cafe besucht, in dem man rauchen darf. Abends hab ich in einem eigentlich völlig ausgebuchten Lokal doch noch ein leckeres Abendessen bekommen. Nun möchte ich danke sagen, weil es keine besonderen Vorkommnisse gab. 

Sonntag, 10. April 2016

Cochem - Treis-Karden


Du bist nicht allein !

Weihnachten und Silvester hab ich mit der Familie und Freunden verbracht. Es waren schöne Feiern, von denen die letzte bis 5 Uhr morgens dauerte. Einerseits hatte ich dadurch auf dieser Wanderung ein Schlafdefizit und andererseits einen Überschuss an Kilos am Bauch, was meinen Rücken nicht bekommen ist. Kurz nach dem Start der Etappe fuhr ein Auto auf meinen Radweg, der die gesamten 12 km als Standstreifen neben der Bundestraße verlief und fragte, ob er mich mitnehmen könnte. Ich verneinte. Kurz vor Ende der Etappe passierte das gleiche nochmals. Nun war ich viel weniger fit und Schmerzen durchzogen meinen Rücken, aber auch diesen Charaktertest hab ich bestanden und wieder verneint. In der Eifel konnte ich unbemerkt vor mich hin leiden, hier ist man nie allein – auch nicht nur negativ diese Erkenntnis. 

Freitag, 8. April 2016

Bruttig-Fankel - Cochem


Weihnachtsgrillen

Am letzten Wochenende vor Weihnachten erreiche ich Cochem an der Mosel. Die kurze Etappe macht mir zu schaffen, denn ich habe Rücken, wie Horst Schlemmer sagen würde. Apropos Hape: „ Ich bin dann mal weg !“ wurde verfilmt und startet in den Kinos. Aber nicht nur mein Rücken ist kaputt, sondern wohl auch das Klima. Es waren nämlich 15 Grad. Im Fernsehen machte dazu der Meteorologe den Joke, daß man in diesem Jahr doch Heilig Abend grillen könnte. Das werde ich zu Hause nicht durchkriegen, aber ein Eis auf dem Weihnachtsmarkt zu essen, hat auch etwas Spezielles. 

Donnerstag, 7. April 2016

Senheim - Bruttig-Fankel

Esmeralda

Die erste Tour nach den Anschlägen von Paris führte mich wieder zur Mosel. Als ich nach meiner Ankunft im TV die Nachrichten sah, in denen es darum ging, daß sich Deutschland am Krieg gegen den IS beteiligt, hätte ich gerne den Ton dazu gehört. Das Glockenläuten des Kirchturm unmittelbar neben meinem Zimmer machte das allerdings unmöglich. Bei der Wanderung am nächsten Tag spürte ich die Konsequenz aus dem Vernachlässigen der Hunger Spiele. Durch das Zusatzgewicht am Bauch machen die Lendenwirbel wieder Probleme. So fühle ich mich am diesem Abend auf vielfältige Weise mit Quasimodo, dem Glöckner von Notre Dame solidarisch, der schließlich auch ein Pariser ist. „ Esmeralda !!!“ 

Mittwoch, 6. April 2016

Bullay - Senheim

Geheim

Meine Unterkunft lag in einer engen Gasse gegenüber dem Haus mit der Nummer 23. Am Haus 17, was ich ebenfalls von meiner Terrasse aus sehen konnte, war im Giebel ein Freimaurersymbol mit dem rechten Maß und dem Zirkel angebracht. In meinem Reisegepäck befand sich ein Thriller, der sich mit einer Weltverschwörung und alter Symbolik beschäftigte. Diesen hab ich von einer Bekannten bekommen, die ich auf einer Geburtstagparty getroffen habe. Seit diesem Zeitpunkt frage ich mich, ob diese Frau nicht mehr sein sollte als nur eine Bekannte, aber auch das ist noch streng geheim. 

Dienstag, 5. April 2016

Briedel - Bullay

Null Problemo !
Am 25. Jahrestag der deutschen Einheit wandere ich wieder an der Mosel. Der eigentliche Moselradweg verläuft auf der anderen Seite des Flusses, allerdings wieder an einer Straße entlang. Außerdem führt er durch das Städtchen Alf. Es gab auf meiner Wanderung keine Probleme. Immer, wenn ich unterwegs auf die Uhr gesehen habe, wunderte ich mich, daß schon wieder so viel Zeit verstrichen war. Bei dem herrlichen Sonnenschein ist es wirklich leicht, in den Moment, in die Achtsamkeit zu kommen. Die Sendung mit dem außerirdischen Katzenliebhaber ist ähnlich lang her wie der Mauerfall. Wo ist nur immer die ganze Zeit hin ?

Montag, 4. April 2016

Germesheim - Hördt

Positives Denken

Gott hat wieder andere Pläne als ich. Der Rheinradweg ist wegen Deicharbeiten gesperrt. Das hab ich , Gott sei Dank, gestern zufällig im Internet gelesen, bevor ich losgewandert bin. Somit muß ich jetzt einen Umweg laufen, der mehr als eine Tagesetappe umfaßt. Ich werde nun definitiv mein Ziel Karlsruhe in diesem Urlaub nicht erreichen. Der Umweg führt auch noch über eine viel befahrene Landstraße und natürlich – es regnet wieder. Das freut meine Erkältung. Da bleibt nur noch positives Denken…. Das hat aber nur noch für diese Etappe gereicht, dann folgte die vorzeitige Heimreise. Die Wetterprognose war mir einfach zu schlecht.  

Sonntag, 3. April 2016

Lingenfeld (Haus am See) - Germesheim


Zen-Garten

Das Wetter hat sich gebessert, so daß ich in meinem neuen Hotel im Garten sitzen kann. Die heutige Etappe war relativ kurz, so daß ich anschließend dort chillen konnte. Ich merke, wie ich zur Ruhe komme. Regen registriere ich kaum noch und achtsam im Moment ist selbst Wartezeit eine schöne Erfahrung. So sitze ich einfach und habe das Gefühl, bei mir selbst angekommen zu sein. Es stört noch ein wenig die Erkältung, die das Wandern im Regen gebracht hat. Buddha bin ich also noch nicht. 

Samstag, 2. April 2016

Speyer - Lingenfeld (Haus am See)

Charaktertest

Die Ferse tut weh. Die Müdigkeit schleicht beim Blick durchs Fenster in den wieder grauen Himmel in die Muskeln und Knochen. Der Regen läßt nicht lange auf sich warten. Die Strecke heute geht an einer Landstraße entlang. Nicht schön und erfahrungsgemäß sind auf solchen Pisten die Sitzmöglichkeiten rar. 1 h muß ich auf den Bus warten, um zu meinen Startpunkt Speyer zu kommen. Der innere Schweinehund brüllt nach einem Tag Pause, aber ich besiege ihn und tue mir den 4. Wandertag in Folge an. Und es klappt alles besser als gedacht.

Freitag, 1. April 2016

Otterstadt - Speyer


Schutzpatronin Europas

„ Wer die Wahrheit sucht, sucht Gott, ob ihm das nun klar ist oder nicht!“ hat Edith Stein gesagt. Als Jüdin geboren ist sie zum Katholizismus konvertiert, wurde Ordensschwester bei den Karmelinern und lehrte in Speyer. Bis die Nazis sie 1942 nach Ausschwitz deportierten und ermordeten. Johannes Paul II hat sie zur Schutzpatronin Europas erklärt. Angesichts des neuen eisernen Vorhangs in Ungarn und der Wiedereinführung von Grenzkontrollen brauchen wir sie heute mehr denn je. Ich frag mich nur, was philosophisch betrachtet der Buddha zu ihrem Satz gesagt hätte. 

Donnerstag, 31. März 2016

Altrip - Otterstadt

Deichläufer

Das Wetter hat sich gehalten. Es ist sogar noch etwas melancholischer geworden. Heute verlief die Strecke über den Hauptdamm des Rheins. Viel Grün gab es zu bestaunen. Aber die Piste ist so monoton, daß die alten Betonwege aus der Ex-DDR dagegen fast aufregend sind. Regen, Wind und die lange gestrige Etappe in den Knochen hätten auf die Stimmung schlagen können, aber ich fühle mich mental wunderbar. Ich spüre den Regen mittlerweile nicht mal mehr, so gechillt bin ich. Das Foto zeigt den Italiener, bei dem ich mein Abendessen entspannt genossen habe. 

Mittwoch, 30. März 2016

Oggersheim - Altrip


Melancholie

Der nächste Urlaub startet im September 2015 am Rhein. Er folgt dem leicht abgewandelten Slogan von „Hart, aber fair.“ : Wenn die Karte auf Wirklichkeit trifft. Aus den geplanten 11 km zu Beginn wurden nämlich 16 km. Das Wetter hatte ich mir ebenfalls anders vorgestellt. Es schwankte zwischen Niesel- und Starkregen. Wenn ich nun alleine über die schnurgeraden Radwege durch den Wald wandere und es viel Grün gibt, gehen auch meine Gedanken ihre eigenen Wege. Ich fühle mich heute wie in Skandinavien und erinnere mich an die Fjorde Norwegens. Mich befällt eine leichte Melancholie. 

Dienstag, 29. März 2016

Eilper Berg


Hardcore
„ Sie brauchen kein SM-Studio, werden Sie Läufer“ war die Überschrift über einem Artikel bei Welt-Online, den ich nicht gelesen habe. Diese Etappe war zwar kurz, aber sie hatte die härteste Steigung in meiner Nachbarschaft zu bieten. Dazu war es ziemlich warm. Eine gewisse Neigung zum Masochismus ist bei Wandern ganz günstig. Die Ferse hat aber diesmal gehalten. Der Rückweg führte an einem ehemaligen Fabrikgebäude vorbei, in das letzte Nacht Flüchtlinge aus Syrien einquartiert worden sind. Wenn man bedenkt, was diese Menschen für Strapazen hinter sich haben, dann mache ich doch eher Blümchensex.   

Montag, 28. März 2016

Holthausen


Wie früher

Aus finanziellen Gründen bin ich nicht zur Mosel gefahren und zu Hause gewandert. Kurz nach dem Verlassen meiner Wohnung stellte ich fest, daß ich mein Handy vergessen hatte. Es war heiß an diesem Tag, so daß ich auf der hügeligen Strecke schnell ins Schwitzen kam. Dadurch wurden auch die Füße feucht, was der Klebe der Tapes nicht gut bekam. Sie rutschten nun beim Wandern leicht. Auf der Hälfte der Strecke war die linke Ferse durch. Es hatte sich eine Blase von fast echternachter Verhältnissen gebildet. Hätte ich das Handy dabei gehabt, hätte ich mich jetzt abholen lassen, denn jeder Schritt brachte nun Schmerzen. Aber ich hatte keins. 

Sonntag, 27. März 2016

Enkirch - Briedel


Zombi

„ Ein Mädchen und ein Gläschen Wein kurieren alle Not, denn wer nicht trinkt und wer nicht küßt, ist so gut wie tot.“ Dieser Spruch stand in meiner Unterkunft. Demnach bin ich ein Zombi, weil ich auch Alkohol verzichte und meine Wanderung ohne weibliche Begleitung bestreite. Kaum noch lebendig fühlte ich mich auch nach dieser Etappe. Regen, Sturm und eine miserable konditionelle Verfassung machten die 10 km ziemlich anstrengend. Ich übernachte in einer Pension, die von einer echten Weinkönigin betrieben wird. Meine Königin ist in meinem Herzen, aber ich trinke ja auch keinen Wein. 

Freitag, 25. März 2016

Wolf - Enkirch

Tribut zollen

Donald Sutherland ist an diesem Wochenende 80 Jahre alt geworden. Eine seiner bekanntesten Rolle hatte er in Tribute to Panem. Aus dieser Geschichte ist der Begriff „Hunger Spiele“ entliehen. Diese stehen bei mir wieder an. Ich habe griechisch gelebt und bin jetzt griechisch gewandert, also über meine Verhältnisse. Das wieder verstärkt vorhandene Übergewicht zwang mich der Hitze von Traben-Trarbach  mit Temperaturen jenseits der 30 Grad Marke Tribut zu zollen. So kaputt war ich lange nicht mehr, obwohl die eigentliche Strecke mit 10 Km im Flachland nicht besonders anspruchsvoll war. 

Donnerstag, 24. März 2016

Erden - Wolf


Griechisches Nein

Bevor ich zur Mosel aufgebrochen bin, hab ich das letzte Konzert von Udo Jürgens im Fernsehen gesehen. Auf meiner Wanderung bin ich durch das Dorf Kindel gekommen. Dort sind bei Ausgrabungen Reliefs vom keltischen Gott des Weines Sucellus gefunden worden. In Griechenland heißt der Gott mit gleichem Fachbereich Dionysus, der Gott des Feierns. An diesem Wochenende findet der entscheidende Gipfel zur Vermeidung der Pleite von Griechenland statt. Die Griechen müssen vor ihren Gläubigern die Hosen runterlassen. Auf der anderen Seite der Mosel wächst übrigens der berühmte Wein Kroever Nacktarsch.