Freitag, 8. Januar 2016

Brauneberg - Bernkastel-Kues

Wandern ohne Leiden

Hape hat in seinem Buch über seine Erfahrungen auf dem Jakobsweg geschrieben, daß ihm das Wandern auch nach 800 Km nicht wirklich Spaß macht, weil irgendetwas immer weh tut. Diese Etappe war für mich ein gewagtes Experiment. Ich habe mir neue Wanderstiefel gekauft und sie hier getestet, ohne sie vorher einzulaufen. Es hat funktioniert, so daß die Fersenkillerstiefel nun Geschichte sind. Allerdings tun nun die beiden kleinen Zehen weh. Wandern ohne Leiden scheint ein Zusammenfall der Gegensätze zu sein, wie Cusanus, der berühmte Mystiker aus Bernkastel-Kues, ihn beschrieben hat.  

Donnerstag, 7. Januar 2016

Piesport - Brauneberg

Der perfekte Tag

Es macht wieder Spaß ! 25 Grad Celsius. Die Sonne lacht vom Himmel. Eine leichte Brise kühlt. Das Moseltal, wo ich jetzt wieder unterwegs bin, bietet eine fantastische Kulisse. Ich hatte eigentlich vor bis Wintrich zu laufen, aber mir gefiel das Wandern heute so gut, daß ich kurzentschlossen einfach einen Ort weiter gelaufen bin. Nun gut, die obligatorische Blase am rechten Fuß hat ein bißchen gestört, aber das wurde durch das Abendessen mehr als kompensiert. Ich bin wieder ins Hotel Lekker eingekehrt. Das ganze konnte nur noch von einem qualitativ sehr hohen Fußballspiel getoppt werden. Barca hat heute im Championsleaguefinal Juve geschlagen. Ich geb zu, die sind beide etwas besser als meine Königsblauen. 

Mittwoch, 6. Januar 2016

Petersau - Oggersheim


Lokal wandern, global essen

Der Urlaub endet mal wieder früher als gedacht, weil ich mal wieder eine große Blase an der Ferse habe, so dass weiterlaufen unvernünftig wäre. Somit sind es diesmal nur 3 effektive Wandertage. Aber mit dem Essen bin ich weiter rumgekommen. Es gab türkisch, chinesisch, thailändisch, indisch, griechisch, jugoslawisch und abschließend italienisch. Allen diesen Nationen ist leider eins gemeinsam, ihre Speisen enthalten Kalorien. Die Hunger Spiele müssen in die nächste Runde gehen. Ich bin trotzdem froh, denn ich habe endlich den Spaß und die Begeisterung am Wandern wiedergefunden. 

Dienstag, 5. Januar 2016

Worms - Petersau

Mittelalterlich

Es ist genau ein Jahr her, dass der Hotelier mir versprochen hat, dass ich das schaffen werde. Womit er recht und ich einen nicht mehr zu gebrauchenden Fuß hatte. Auch auf dieser Etappe hat meine Ferse wieder gelitten und ich auch. Damit hab ich die mittelalterliche Anforderung an Pilger erfüllt, ein bisschen das Leiden Christi nachzuempfinden. Gleichzeitig ist in Worms ein Mittelalter-Markt, der von vielen Gästen in Kostümen besucht wurde. Ich bin eher innerlich mittelalterlich. 

Montag, 4. Januar 2016

Rheindürkheim - Worms

2000

Die Stadt Worms wirbt mit ihrer 2000-jährigen Geschichte. Zum einen gibt es da den Drachentöter Siegfried, der von Wagner vertont wurde. Zum anderen gibt es hier den ältesten, jüdischen Friedhof in Deutschland, von wo aus man einen ziemlich zugewucherten Blick auf den christlichen Dom hat. Darin fand die stimmungsvolle Probe eines Kinderchores statt, als ich ihn betrat. Sogar ein Luther-Denkmal gibt es in dieser Stadt der Widersprüche, die mein Meilenstein für 2000 km mit Garmin ist. 

Sonntag, 3. Januar 2016

Oberhof


Es geht bergab

Aus dienstlichen Gründen hat es mich nach Oberhof in Thüringen verschlagen. Um das Angenehme mit dem Nützlichem zu verbinden, bin ich vor Ort gewandert. Doch die mittelschwere Strecke hab ich mich nicht getraut, weil es hier doch sehr hügelig ist. Ich bin nur 5 km bergab gewandert. Besser als gar nicht, aber so komme ich nie nach Rom. Ich bin unzufrieden mit mir selbst. 

Samstag, 2. Januar 2016

Hamm am Rhein - Rheindürkheim


Alle können weinen (AKW)

Auf dieser Etappe bin ich am AKW Biblis vorbeigekommen. Ich bin ein Atomkraftgegner. Technik, die keine Fehler erlaubt, hat nichts in Menschenhand verloren. Wie gefährlich Abhängigkeit von der Technik sein kann, wurde heute grausam vor Augen geführt. Ein Airbus mit 150 Menschen an Bord ist in den französischen Alpen abgestürzt. Niemand hat überlebt. Das einzig Positive, was man dazu sagen kann, ist die danach einsetzende Welle des Mitgefühls. Unabhängig von Nationalität, Religion und sonstigem versuchen alle in Trauer vereint den Hinterbliebenen zu helfen. Das vorher so wahnsinnig wichtige Thema der Schulden von Griechenland spielt keine Rolle mehr. Auch unsere Volksvertreter sind in erster Linie Menschen, die auch weinen können (AKW). 

Freitag, 1. Januar 2016

Gunterblum - Hamm am Rhein

Landstreicher für ein paar Stunden

Die heutige Etappe diente zur Korrektur des Verlaufens beim vorigem Abschnitt. Der gerade Weg verlief am Rande von stark befahrenen Landstraßen. Ich bin in meiner Langsamkeit ein Hindernis für den restlichen Verkehr. Ich bin anders als die anderen. Ein Landstreicher, der alles, was er hat, mit sich trägt. Ein gradliniger Outlaw, der keine Kompromisse mit der Gesellschaft mehr eingeht und sein eigenes Ding durchzieht. Aber ganz bin ich dieser Romantik dann doch nicht verfallen, sondern habe abends schick und teuer gegessen, nachdem ich in meinem warmen Hotelzimmer in einem gemütlichen Bett geschlafen habe. Aussteiger, ja, aber bitte mit Komfort.