Samstag, 30. Juli 2016

Boppard - St. Goar

Indien

Die nächste Etappe führt nach St. Goar. Obwohl es anders geschrieben wird, erinnert mich der Name an das indische Goa, jenen alten Treffpunkt und Sehnsuchtsort der Hippies. Der Name steht für die spirituelle Sinnsuche außerhalb der etablierten Pfade. Auf meinem Wanderpfad herrschte das wunderschöne Wetter seines Frühsommertages. Ich schaffe es, in den Flow zu kommen und in der Achtsamkeit zu sein. Es ist vielleicht eine persönliche Variante von Gehmeditation. Ist das nicht der eigentliche Sinn des Lebens? Frei zu sein im Moment. Eigentlich ist das Wandern ziemlich egoistisch, denn es macht mich glücklich. Das ist die andere Sichtweise. 

Donnerstag, 28. Juli 2016

Rhens - Boppard


Auf der Balz

Christi Himmelfahrt 2016 mache ich mich auf, die Lücke am Rhein bis Bingen ein Bisschen mehr zu zulaufen. Ich fuhr mit dem Zug nach Rhens und wanderte weiter nach Boppard. Mein Hotel, was ich nur durch Befragen von Passanten fand, lag am Platz : „ Am Balz“. Aus einem Blickwinkel betrachtet sind diese Wanderungen auch Balzverhalten. Ich will einer Frau beweisen, daß ich sie so sehr liebe, daß ich für sie quer durch Deutschland marschiere, nur um sie zu sehen. Das ist zwar sehr romantisch, aber nur ein Blickwinkel.

Mittwoch, 27. Juli 2016

Wetter - Witten

Rte. 66

Am 1. Mai , dem Tag der Arbeit, der im Jahr 2016 ärgerlicher Weise auf einen Sonntag fiel, wandere ich wieder eine Etappe auf dem Ruhrradweg. Durchs Ruhrgebiet. Da auf einem lokalen Konzert ein Interpret Lieder von Hannes Wader gecovert hat, hab ich mir eine CD von ihm bestellt. Friedensbewegt ging ich nun meines Weges und sah einen Meilenstein mit der Aufschrift 66. Ich bin also quasi direkt auf dem Weg nach Kalifornien. Rucksack hab ich schon. Jetzt fehlt nur noch die Gitarre und der obligatorische VW-Bulli. „ Love and Peace !“  

Sonntag, 24. Juli 2016

Herdecke - Wetter

Genußwandern

Einfach mal genießen ! Das klingt einfacher, als es ist. Wandern ohne Zeitdruck, zu einer bestimmten Uhrzeit irgendwo sein zu müssen. Wandern ohne Leistungsdruck und Rekordjagd, bei der es nicht darum geht, die Grenzen auszutesten. Eine bewußt kurz gewählte Etappe ohne Hektik erwandern. Heute war das ideale Wetter dazu, denn es ist endlich Frühling. Vor dem Start erst mal gemütlich frühstücken, dann die Pause auf den Wanderbänken ruhig mal etwas länger auf sich wirken lassen. In den Flow kommen, eins werden mit dem was man tut. Und zum Abschluss ein Eis in einem Cafe direkt am See. Das ist wirkliches Genußwandern.  

Freitag, 22. Juli 2016

Hagen-Hengsteysee - Schwerte


Senfsuppe again

Ein schönes Frühlingswochenende lockt zum Wandern in der heimischen Umgebung. Mal wieder treibt mich die Aussicht auf die Senfsuppe an. Um diese zu bekommen, kann ich nämlich auch den Ruhrradweg laufen, der allerdings über eine Umleitung läuft. Außerdem musste ich die Richtung ändern und nun in Richtung Quelle laufen. Das ist hier aber nebensächlich. Die Hauptsache ist, daß diese Tour die Premiere des neuen Rucksacks mit bewährten 6,4 Kg Zusatzgewicht daheim war. Außerdem hab ich nun auch zu Hause das Auto stehen lassen und bin mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren. Die Suppe war lecker, also hat es sich gelohnt.

Donnerstag, 21. Juli 2016

Deutsches Eck- Rhens

Dein ist die Zeit

Diese Etappe ist geographisch die erste auf dem Rheinradweg. Zum ersten Mal hab ich in einem Hotel ausgecheckt , um per Wanderung zum Nächsten zu kommen, wobei ich mein Gepäck selbst schulterte. Der herrliche Sonnenschein hat dazu beigetragen, daß ich diese Etappe wirklich genießen konnte. Ich habe mehr Zeit und sitze länger als gewöhnlich bei den Pausen. Auch das Tempo des Laufens ist geringer, was auch den 9 kg Gewicht geschuldet ist. Der subjektive Eindruck ist, daß das höhere Gewicht mit dem neuen Rucksack besser zu tragen ist als die 6,4 kg mit dem Alten ohne Hüftgurt. So frei hab ich mich lange nicht gefühlt. In diesem Moment bin ich glücklich. 

Dienstag, 19. Juli 2016

Koblenz-Güls - Deutsches Eck


Ohne Auto

Am Karfreitag 2011 begann meine persönliche Wanderzeit. 5 Jahre später, Karfreitag 2016, bin ich der Mosel abwärts folgenden in Koblenz angekommen. Es beginnt mit dieser Tour wieder etwas Neues, denn ich bin ohne Auto unterwegs. An und Abreise werden mit dem Zug durchgeführt. Um mein komplettes Gepäck tragen zu können, habe ich mir einen neuen,größeren Rucksack mit 55 Liter Fassungsvermögen zugelegt. Dieser bringt für diesen Trip bepackt 9 Kg auf die Waage und meine Schultern. Die erste Etappe bot gleich Gelegenheit ihn unter Regenbedingungen zu testen. Die Klamotten sind trocken geblieben. 

Montag, 18. Juli 2016

Leutesheim - Kehl

Je cherche la gare

Ich suche den Bahnhof, hab ich einer Frau in einem Eiscafé in Kehl gesagt. Dort gibt es deutlich mehr Franzosen als Deutsche und viele Tabakläden. Ich vermute, dass Zigaretten in unserem Nachbarland noch teurer sind als bei uns. Erstaunlich war, dass mich die Französin verstanden hat und ich ihre Antwort. Mein erster Mini-Dialog auf Französisch mit Unterstützung von Händen und Füßen. Wichtig ist, ich konnte mich verständlich machen. Das freute mich sehr. Weniger erfreut bin ich über meine Füße. Die haben nun endgültig die Grenze erreicht und ich bin froh, dass der Urlaub endet. 5 Wandertage in Folge mit Gewicht ohne Abbruch geschafft. 

Sonntag, 17. Juli 2016

Freistett - Leutesheim

2 Seiten

Die Sonne lacht vom Himmel. Die Strecke hat heute meine Lieblingsdistanz von 10 km. Das reicht aus, um sich anzustrengen, aber dennoch ist man danach nicht den restlichen Tag platt. Es ging auch heute wieder am Rhein entlang. Doch als ich aus meinem Auto stieg, spürte ich die 2. Seite des heutigen Wetters. Es blies ein eiskalter Ostwind. Auf dem Rheindamm – ohne Windschutz – stand ein Meilenstein: 140 km bis Basel. Das hat wie das Wetter 2 Seiten. Freude, sie vielleicht wirklich zu treffen und ein mulmiges Gefühl aus dem gleichem Grund. Ich weiß nicht, wie ich reagiere und erst recht nicht, was sie tun wird. Irgendwann kommt man halt an. 

Samstag, 16. Juli 2016

Rheinmünster - Freistett

Das alte Leiden

Kein Arzt konnte mir bisher erklären, was es mit dem merkwürdigen Verhalten meines linken Fußes auf sich hat. Wenn ich mehrere Tage ich Folge gelaufen bin, fängt nach 2 Km der Spann des Fußes an weh zu tun. Ich bin dann kurz davor, die Etappe abzubrechen, obwohl ich weiß, daß dieser Spuk nach 5 km und der ersten Pause vorbei ist. Dieses Phänomen habe ich nicht, wenn ich einen Tag laufe – egal wie weit. Heute war die längste Etappe des Urlaubs mit 15km. Es war unumgänglich nun den eisernen Vorrat anzugreifen und die Wasserflaschen im Rucksack nicht nur spazieren zu tragen, sondern auch aus ihnen zu trinken, was das Gewicht natürlich mit der Zeit reduzierte. Es gab nämlich kein Restaurant, kein Cafe, keine Tankstelle und auch Lebensmittelgeschäft, wo ich trinkbares hätte kaufen können. Tankstellen sind hier eh ein Thema für sich – weil sie ziemlich rar sind. 

Freitag, 15. Juli 2016

Iffezheim - Rheinmünster


Grenzgänger

Die 2. Etappe mit Gewicht verlief am Anfang auf dem Rheindamm entlang und damit an der deutsch-französischen Grenze. 4,5 km ohne eine Sitzmöglichkeit brachten mich an meine Grenze. Es war wie Himmel und Hölle gleichzeitig. Himmel war es, weil die Sonne schien, eine leichte Brise kühlte und der herrlich blauschimmernde Rhein den Kontrast zu den schneeweißen Schwänen bot. Ein traumhaftes Bild. Die Hölle verursachten meine Beine, denn die taten weh. Das Erstaunliche an diesen 13 km war, dass ich nachmittags zurück im Hotel noch Lust hatte, andere Dinge zu unternehmen. Ich war nicht komplett platt wie sonst. Ich mache konditionelle Fortschritte.

Donnerstag, 14. Juli 2016

Steinmauern - Iffezheim


Je ne sais pas

Am Sonntag der 3 Landtagswahlen, bei denen die AfD in alle Parlamente eingezogen ist, startet der nächste Urlaub am Rhein. Das ist im März 2016. Es sind einige Dinge anders als sonst. Ich laufe mit Gewicht. Außerdem hab ich nur ein Minimum an Gepäck mitgenommen und zwar nur so viel, wie ich auch in einem größeren Rucksack tragen würde. Die Strecke ist sehr nahe an Frankreich, was zu der Situation geführt hat, dass im Restaurant an Ziel, 2 Franzosen am Nachbartisch platz genommen haben. Ich konnte ihr Gespräch mithören. Seit September 2015 lerne ich an der VHS Französisch. Das tue ich, weil die spätere Strecke um die Alpen herum durch Frankreich führen wird. Doch zu dem, was die Franzosen gesprochen haben, kann ich nur „ Je ne sais pas!“ sagen. Ich weiß es nicht, denn ich hab kein Wort verstanden. 

Mittwoch, 13. Juli 2016

Kobern-Gondorf - Koblenz-Güls


Prognosen

Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Ich weiß nicht, was kommen wird. Damit bin ich aber nicht alleine. Auch der Wetterfrosch lag mit seiner Vorhersage ziemlich daneben. Das Wetter auf dieser Tour war viel besser als angekündigt. Was wird kommen, wenn  ich Basel erreiche? Seien wir doch mal ehrlich, wenn es die brennende Sehnsucht nach einer verlorenen Liebe wäre, die mich antreibt, würde ich den Flieger nehmen, um keine Sekunde Zeit zu verlieren. Ich habe das Gefühl, daß ich das Ziel in gewisser Weise jetzt schon erreicht habe, weil der Weg für mich zum Ziel geworden ist. Der Zustand des Unterwegsseins macht mich glücklich. Ich bin ein Nomade. Aber was passiert, wenn ich sie tatsächlich wiedersehe, kann ich wirklich nicht sagen. Prognosen bleiben schwierig. 

Dienstag, 12. Juli 2016

Hagen - Herdecke


Zuhause ist auch schön

Es ist die Zeit abzusehen, ab wann die Wanderstrecken zu weit entfernt seien werden, um mal eben am Wochenende hinzufahren. Da ich aber trotzdem wandern möchte, bleibt nichts anderes übrig, als sich auch in der heimischen Umgebung wieder Strecken zu suchen. Dass ein weiterer Radweg, der sogar eine gewisse Bekanntheit hat, direkt durch meine Stadt geht, war mir wie beim Jakobsweg seinerzeit nicht so richtig bewusst. Die berühmte Tour de Ruhr führt durch Hagen. Heute bin ich eine Strecke gelaufen – die ich schon etliche Male gewandert bin – aber jetzt hat sie eine neue Bedeutung : Es ist die erste Etappe auf dem Ruhrradweg . Und außerdem ist es Rückentraining, da ich wieder mit Gewicht gelaufen bin. 

Montag, 11. Juli 2016

Hatzenport - Kobern-Gondorf


Das erste Mal mit Gepäck

Mein kleiner Rucksack beinhaltet auf dieser Tour 3 1,5 Literflaschen Wasser, um sein Gewicht künstlich auf 6,4 Kg zu erhöhen. Das ist die erste Trainingstour, die dazu dient, irgendwann mein gesamtes Gepäck zu tragen. Ich möchte unabhängiger von Hotels, Auto und Taxis werden. Mit diesem absichtlich erschwerten Rucksack bin ich 13km gewandert und danach mit erstaunlich wenig Rückenschmerzen total platt. Das schlimmste an der Tour war der anschließende Aufenthalt in der Dorfkneipe, denn dort lief zur Unterhaltung der Gäste der Fernseher. Genauer gesagt Trash-TV von RTL. Ich hätte schreiend weglaufen können vor so viel Volksverdummung, aber dazu war ich zu kaputt. 

Sonntag, 10. Juli 2016

Treis-Karden - Hatzenport


Der Zug kütt nich

Karnevalssamstag 2016 mache ich mich wieder auf zur Mosel. Ich erwische einen sonnigen Tag zwischen sonstigem Dauergrau. Die frühlingshaften Temperaturen erfreuen mein Herz. Mein Rücken ist von der Etappe weniger begeistert. So schleppe ich mich zum einzigen geöffneten Lokal am Zielort und genieße draußen ein Eis. Danach wandere ich noch ein kleines Stück zum Bahnhof. Aber der Zug kütt nich, denn Samstag fährt dieser nur bis 16:00. So muß also doch mit dem Taxi zurück zum Hotel Petri in Treis-Karden. Dort esse ich abends keinen Fisch, sondern Ente. Eine Ente ist auch : Angler fordern Dorsch (AfD), Petri Heil !