Samstag, 31. Oktober 2015

Blankenheim - Waldcafe Maus

Das kleine Haus Gottes

Mein Arzt hat mir Berge verordnet und so ging es wieder in die Eifel. Die Landesgrenze von Rheinland-Pfalz ist nun fast erreicht. Zum ersten Mal hab ich in südlicher Richtung ein Hotel genommen, weil die Strecke zu weit ist, um an einem Tag hin und wieder zurück zu fahren. Dieses Hotel, in dem ich einziger Gast war, war allerdings eine ziemliche Pleite. Aber das Bett war gemütlich und ich konnte gut schlafen. Das Essen war auch ok. An den kleinen Kapellen am Wegesrand kann man sehen, dass selbst Gott keinen Luxus braucht. Wer bin ich, das ich mehr verlange könnte?

Freitag, 30. Oktober 2015

Eilpe- Eppenhausen


Der frühe Vogel fängt den Wurm

Das Orkantief „Xaver“ hat die Woche über in Norddeutschland gewütet. Wegen den möglichen Sturmschäden wollte ich nicht in die Wälder der Eifel. Morgens um 7:00 kam mir dann spontan die Idee, zu Fuß zu meiner Lieblingsbäckerei zu laufen, um dort zu frühstücken. Normalerweise fahre ich diese Strecke mit dem Auto, denn es sind gut 5 Km. Da es Dezember ist, war es draußen zu dieser Uhrzeit noch stockfinster. Bisher war ich noch nie im Dunkeln gelaufen. Das künstliche Licht der Laternen und die fast menschenleeren Straßen schaffen eine ganz eigene Atmosphäre, die mir sehr gefällt. In der Bäckerei habe ich Vollkornbrot gegessen, denn auch diese Strecke ist ein Teil der Hunger Spiele. Der aktuelle Stand sind 7 Kg.  

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Mystische Stätten


„You gonna hear me roar !“

Mein Vater hat anlässlich eines runden Geburtstages in das schöne Örtchen Willebadessen eingeladen. Ich nutzte die Gelegenheit, um vor dem abendlichen Essen noch ein paar Kcal abzutrainieren, und wanderte einen Rundweg. Es ist ziemlich hügelig in der Gegend und der Aufstieg mit 190 HM ziemlich lang. Auch wenn die Wegverhältnisse sehr schlammig waren, da es mehrere Tage geregnet hat, kam ich den Berg erstaunlich gut hoch. Ich merke jetzt schon, da ich gut 5 Kg abgenommen habe, eine Verbesserung. Übrigens ging ich hier ein paar Meter auf dem E1, der an dem Ort vorbeiführt. An einer Mühle stand ein Holzhirsch und mir gab sofort die Assoziation zu dem Lied von Katie Perry. „I got the eye oft he tiger … and you gonna hear me roar.“ Das Fitnesstraining ala Balboa geht in die nächste Runde. Ich werde mein Zielgewicht erreichen, auch wenn es lange dauert…

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Bremen (Zentrum) - Bremen (Werdersee)


Bremen by Night

Der Pickerweg beginnt in Bremen. Mit dieser Etappe habe ich ihn komplettiert. Das hätte eigentlich ein Grund für eine gute Stimmung sein können, ist es aber nicht. Die Hunger-Spiele sind schwierig und der latente und stetige Wunsch nach Nahrung verhageln mir die Stimmung. Bremen ist das erste Auswärtsspiel mit Hotelübernachtung in einer fremden Stadt. Zuhause kann ich mir das Essen bis aufs Gramm genau mit meiner neu erstandenen Waage abwiegen und so gut die eingenommenen Kalorien kontrollieren. Im Hotel hab ich keine Ahnung, wie viel Brennwert der Jogurt liefert. Ich habe mir ein Fitness-Frühstück gegönnt. Abends gab es die Quittung von der Waage. Ich muß noch viel über Ernährung lernen. Auch das ist keine Sprintstrecke, sondern eher ein Marathon.    

Dienstag, 27. Oktober 2015

Roderath - Blankenheim


Kalorien zählen

Der Diätplan für mich ist ziemlich simpel. Weniger essen als verbrannt wird, nur dazu muß man erstmal wissen, wieviele Kalorien man den zu sich nimmt. Mit der Dosis 2000 kcal pro Tag müßte ich laut Arzt abnehmen. Doch aufgrund meines enormen Gewichtes stimmen die Standardformeln nicht und ich weiß nicht, wie viel ich bei Anstrengung tatsächlich verbrenne. Da ich ja Berge laufen soll, ging es nun wieder in die Eifel. Meine gute Freundin begleitet mich. Durch das unterschiedliche Tempo bin ich trotzdem quasi alleine gelaufen. Diese Etappe hat 500 HM. Mit nur 2000 Kcal ausgestattet machte ich mich auf den Trip. Wird mein Körper das packen ? Werde ich durch Unterzuckerung auf der Piste liegen bleiben ? Und wieviel darf ich beim anschließenden Einkehren essen, ohne zuzunehmen ? Alles unbekannte, aber ich habe diese Tour gemeistert und habe, wie ein anschließender Check im Internet ergab, eher zu wenig gegessen. 

Montag, 26. Oktober 2015

Glör - Breckerfeld - Glör


Danke fürs Warten!

Die Hunger-Spiele sind eröffnet. Ich muß an dieser Stelle daran erinnern, daß ich mit 50Kg Zusatzgewicht meine Wanderungen bestreite. Mich erinnert daran mein Hausarzt, der sich mit etwas Sorge meine Blutwerte anschaute und meinte, es wäre zwar noch nicht zu spät, aber wenn ich nicht bald abnehmen würde, könnte ich mir bald die Radieschen von unten angucken. Mein Arzt meint auch, daß Flachetappen laufen nicht viel bringt – ich muß in die Berge. Bei uns daheim ist es ein bißchen hügeliger als in Nord-Deutschland. Meine gute Freundin, die mittlerweile 60Kg abgenommen hat, unterstützt mich, in dem wir daheim wandern. Sie kommt aber die Berge wesentlich schneller hoch als ich und sie muß dann warten. Danke dafür !

Sonntag, 25. Oktober 2015

Kirchweye - Barrien


Sonnenallee

Das Wetter ist umgeschlagen. Das graue Wetter von gestern ist herrlichem Sonnenschein gewichen. Die vom Herbst bunt gefärbten Bäume säumen die Wege und Straßen. Das Licht ist goldgelb. Wandern, fotografieren und die Natur genießen. Während ich auf einer Bank Rast mache, wird mir bewußt, daß ich gerade in diesem Augenblick meinen persönlichen Traum lebe. Nur meine Kondition macht mir etwas Sorgen. Es ist eine relativ kurze Etappe im flachen Gelände, trotzdem bin ich ziemlich kaputt als ich ankomme. Vielleicht hab ich doch die Grippe in den Knochen. 

Samstag, 24. Oktober 2015

Bremen (Werdersee) - Kirchweye


The Spiral

Diese Etappe führt ein Stück entlang der Weser. Es nieselte. Es ist Herbst. Die Blätter fallen. Das durchquerte Gewerbegebiet, das sich am Fluß angesiedelt hatte, scheint seine besten Tage hinter sich zu haben. Ein alter Kran an einem kaum benutzten Hafen rundete dieses Cyberpunk-Gefühl ab. Die Spirale führt abwärts in die Industrieromantik des Westens. Melancholie beherrscht die Stimmung. Es passt alles zusammen. 

Freitag, 23. Oktober 2015

Bad Münstereifel - Roderath


Tag der deutschen Einheit 

Am 03. Oktober 2013 habe ich die Eifel erreicht. Gestartet bin ich in Bad Münstereifel, wo der deutsche Sänger der Volksmusik, Heino, ein Cafe betreibt. Der Weg führte über viele Hügel, die meine Kondition ziemlich forderten, da ich lange nur Flachland gelaufen bin. Es ging durch einen Wald. Weder Heino noch sonstiger Lärm war dort zu hören. Weit weg von jeder Zivilisation war es absolut still. Natur pur. Kurz vor meinen Zielort angekommen, waren Rinder auf der Weide. Gemischtgeschlechtlich wie ich während einer Pause auf einer Bank feststelle, denn es kam zu eindeutigen Annäherungsversuch eines männlichen Tieres. Die Kuh-Dame willigte noch nicht so ganz ein. Vereinigung mal anders. 

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Arloff - Bad Münstereifel


6 Stunden für 6 Km

Seit der Wiedervereinigung zahlen wir den Soli, damit sich die Lebensverhältnisse in Ost und West angleichen. Das hat sehr gut funktioniert. Im Osten ist kaum noch etwas von der maroden Infrastruktur übrig. Im Westen gehen dafür die Brücken immer mehr kaputt. So trifft man sich halt irgendwo in der Mitte. Besonders bedauerlich ist der Umstand, daß die Leverkusener Brücke am Kölner Ring nun repariert werden muss, und man zu diesem Zweck eine Baustelle installiert hat. So war an diesem Wochenende nur eine Fahrspur befahrbar. Das Ergebnis davon war Stau. Auf der Hinfahrt habe ich dort 1h gestanden, auf Rückfahrt knapp 2h. Zusätzlich gab es noch Verkehrsbehinderung an einer weiteren Brücke bei Wuppertal. Insgesamt habe ich für 6 km Laufen, 6 h auf der Bahn verbracht. 

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Lübeck (Eichhorn) - Lübeck (Zentrum)


Nostalgie : 50 DM-Schein

Die Hansestadt Lübeck hat viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Die bekannteste ist das Holsten-Tor. Mir ist das besonders deswegen im Gedächtnis geblieben, weil es einst unsern 50 DM-Schein schmückte. Diese Etappe mache ich ungefähr eine Woche vor der Bundestagswahl 2013, also zur Hochzeit des Wahlkampfes. Der Euro hat unsere schöne, stabile D-Mark abgelöst. Der Club-Med ist pleite. Und in Deutschland ersetzt alternativlose Politik zunehmend die Debattenkultur einer Demokratie. So war das mit Europa eigentlich nicht gemeint gewesen. Der Urlaub endet. Kamminke – Lübeck ist absolviert.

Dienstag, 20. Oktober 2015

Schönberg - Lübeck (Eichhorn)


Republikflucht

In der ehemaligen DDR gab es Menschen, denen Freiheit so wichtig war, daß sie alles hinter sich ließen. Für Meinungsfreiheit haben sie ihr Leben riskiert, in dem sie versucht haben, die innerdeutsche Grenze zu überwinden. Es muß ein schwieriges Leben gewesen sein, einsam wie dieser Baum, von der Obrigkeit zum Außenseiter abgestempelt, Haltung zu bewahren. Ich ziehe meinen Hut vor allen Menschen, die in den Diktaturen dieser Welt zur Freiheit stehen. Genauso wie ich Menschen nicht leiden kann, die über Menschen in Diktaturen abfällig reden, obwohl sie selbst nicht einmal die Courage haben, ein unterstützendes Wort für ein Mobbingopfer zu sagen, weil sie das selbst isolieren würde. Ich wäre kein Held gewesen. Ich übertrete diese Grenze an diesem Tag völlig gefahrlos. Die DDR ist durchquert. 

Montag, 19. Oktober 2015

Dassow - Schönberg


On the road

Das Wetter bessert sich. Mein Reiseführer und das Garmin hatten mal wieder andere Vorstellungen davon, woher der weitere Weg führen würde. Laut Reiseführer hätte ich ein Stück des Weges von gestern zurück laufen müssen. Das wollte ich nicht und so folgte ich dem GPS-Track. Er führte mich über eine Landstraße, die ziemlich stark befahren war. Es gab dort keinen Fuß- oder Radweg, so daß ich auf der Fahrbahn lief. Man glaubt gar nicht, wie viel Wind es macht, wenn ein LKW mit 80 Km/h direkt neben einem daher rast, ohne die Spur von Rücksicht auf einen Wanderer zu nehmen. Für die anderen Verkehrsteilnehmer war ich schlicht ein störendes Ärgernis. Über 5 km ging es einfach immer der Straße entlang bis zum Zielort. Diese Etappe bestand nur aus Asphalt. 

Sonntag, 18. Oktober 2015

Kirch Mummendorf - Dassow


Wassertreten

Das Wetter war heute regnerisch, wenn auch nicht so unwetterartig wie gestern. Ich empfand dieses Wetter aber nicht als schlimm oder störend, sondern es brachte eine meditative Stimmung. Wenn so  die Regentropfen leicht plätschern, der Dunst die Bäume mystisch verzaubert und die Luft so unendlich klar, wird einem klar, daß es wirklich kein schlechtes Wetter, sondern nur unpassende Kleidung gibt. Die Wege waren ziemlich matschig. Während ich leicht ironisch den Song von Phil Collins „ Oh, I wish it would rain now“ vor mich hin summte, sah ich dieses Pferd, daß in seinem Gatter auf mich zu trabte. 

Samstag, 17. Oktober 2015

Grevesmühlen - Kirch Mummendorf


Das Wasser ist dem Handy sein Tod

Der nächste Tag brachte einen Wetterumschwung. Es regnete in Strömen. So konnte ich endlich meine neue Regenhose testen, die ich mir nach dem Schwandern am Altenberger Dom zugelegt hatte. Komplett auch mit Regenjacke ausgerüstet machte ich mich auf den Weg. Das Handy war in der Innentasche meiner Regenjacke. Völlig durchnäßt am Zielort angekommen, wollte ich mir ein Taxi rufen, wie ich das immer mache. Ich suchte mir einen trockenen Platz und merkte schon beim Griff in die Innentasche, daß sich eine kleine Pfütze am Boden gebildet hatte. Das Handy nahm das krumm. Es reagierte nicht mehr. Ich klingelte nun an den wenigen Häusern, um telefonieren zu können. Doch niemand öffnete. Dann geschah das Wunsch. Ein Taxi fuhr durch das kleine Nest. Ich schaffte es, auf mich aufmerksam zu machen. Und der Fahrer nahm mich mit.

Freitag, 16. Oktober 2015

Proseken - Grevesmühlen


Weg der Kunst

Im September 2013 beginnt der nächste Urlaub auf der Via Baltica. Ein kurzes Stück des Weges war von Skulpturen gesäumt, die Kunst und die Landschaft verbinden. Das Wandern hat inzwischen für mich auch etwas Künstlerisches. Durch die Bearbeitung der Fotos entsteht die Kunst des Weges. Mich erinnert diese Skulptur auf dem Foto an etwas Fliegendes, ein futuristisches Flugzeug oder eine Drohne möglicherweise. Auf dieser Etappe bin ich später auch geflogen, nämlich der Länge nach hin. Das Ergebnis war ein Loch in der Hose und ein tiefer, blutender Schnitt am rechten Knie. Der Urlaub fing nicht gut an. 

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Euskirchen - Arloff


Wandern mit Andern

Diese Etappe auf der Via Colonensis war ungewöhnlich. Normalerweise treffe ich niemanden, wenn ich einsam meiner Wege ziehe. Doch hier traf ich immer wieder eine Wandergruppe. Mal überholten sie mich, weil ich eine Zigarettenpause eingelegt hatte oder umgekehrt. Es ging diesmal über einen Hügel zu einer Burg. Die Eifel fängt an und es wird hügeliger. Beim Erklimmen des Hügel kam mir meine Kondition wieder sehr dürftig vor. Doch als ich oben die Wandergruppe wieder traf, wußte ich, daß ich mit meinen 50 Kg Zusatzgewicht das Tempo von normalen Wanderern mitgehen konnte. Das freute mich sehr. 

Mittwoch, 14. Oktober 2015

Weilerswist - Euskirchen


Trauer im Hintergrund

Wieder auf der Via Colonensis unterwegs, war meine Stimmung etwas gedrückt. Zu viele schlechte Nachrichten hatten mich erreicht. Der Vater einer guten Freundin ist mit Mitte 80 an Krebs gestorben. Kurze Zeit später starb die Cousine meiner Mutter mit Mitte 50 an einer schweren Krankheit. Anlässlich des Geburtstages eines Freundes traf ich eine Frau, deren jüngere Schwester vor kurzem an Krebs starb. Und das mit Ende 20. Der Tod war mein ständiger Begleiter. Ich möchte mein Wander-Projekt umsetzen, bevor mich das Zeitliche segnet. Man weiß nie, wie viel Zeit noch bleibt. Lebe jeden Tag als wäre es Dein letzter. Eines Tages wirst Du recht behalten.

Dienstag, 13. Oktober 2015

Kastendiek - Harpstedt


1000 Km mit Garmin

Am zweiten Tag des Kurztrips habe ich mit meinem Garmin die ersten 1000 Km erwandert. Gelaufen bin ich zwar insgesamt schon deutlich mehr, aber dokumentiert sind eben jetzt die 1000 km. Ich hätte am Anfang nie geglaubt, daß ich das erreichen würde. Ein Grund um mal kurz inne zu halten. 

Montag, 12. Oktober 2015

Barien - Kastendiek


Yin und Yang

Der nächste Wochenendtrip führte mich nach Barrien. Dort sah ich ein schwarzes und ein weißes Pferd auf der Weide stehen. Das Prinzip von Yin und Yang ist, daß sich zwei Gegenteile zu einer Einheit ergänzen. Das Yin enthält ein kleines Yang und das Yang ein kleines Yin. In der Zeitung stand ein Bericht, daß auch in der BRD vom Staat Doping in Auftrag gegeben wurde. Die NSA zeigt uns, daß auch westliche Geheimdienst schnüffeln. Das ist unser Ost-Yin im West-Yang. Andererseits gab es in der DDR freiheitlich denkende Menschen, die gegen die Diktatur aufgestanden sind. Vor allem braucht jedes Yin ein Yang und umgekehrt. Jetzt, wo eins weg ist, herrscht nur noch Chaos. Somit werden wir wahrscheinlich für sehr lange Zeit den Krieg gegen den Terror in Eurasien führen, weil es ohne Gegenteil nicht geht. 

Sonntag, 11. Oktober 2015

Wildeshausen - Landgasthaus Auetal


Grade lange Feldwege im Westen

Am zweiten Tag des Kurztrips ging es über lange, grade Feldwege zum Ziel. Dieses liegt im Westen der Republik. Bisher kannte ich diese Monotonie nur aus dem Osten. Aber das ein Staat sämtliche Kommunikation seiner Bürger überwacht, kannte ich bis Edward Snowden auch nur aus dem Osten. Die Lebensverhältnisse in Ost- und Westdeutschland haben sich tatsächlich stark angeglichen. 

Samstag, 10. Oktober 2015

Harpstedt - Wildeshausen


„ Ich bin die Tür“

Dieser Spruch stand am Eingang einer Kirche in Harpstedt, vor der ich geparkt hatte, um den Pickerweg in Richtung Bremen in Angriff zu nehmen. Ich habe mir dazu ein Hotel genommen. Das möchte ich einmal im Monat tun, um mal raus zu kommen. Manchmal denke ich, wir alle bräuchten eine Tür, die auch ein Ausgang sein kann, um aus dem neuen Babel-Turm herauszukommen. Die allumfassende Präsenz des Internets und der digitalen Welt inkl. NSA vernebelt den Blick auf die wirklich realen Dinge. Vielleicht ist die Antwort auf die Fragen unserer Zeit eine ganz alte. Glaube als Weg zurück zur Realität.

Freitag, 9. Oktober 2015

Walberberg - Weilerswist


Der Swisterturm

Nachdem ich den Urlaub an der Ostsee beendet hatte, habe ich die Via Colonensis wieder aufgenommen. Der Swisterturm thront über dem Swistertal. Früher brauchte man Beobachtungsposten, um den Feind auszuspähen. So etwas Vorsintflutliches hat die NSA heute nicht mehr nötig. Sämtlicher Internetverkehr wird in Echtzeit gescannt. Ich frage mich, ob wir mit dem Internet grade dabei sind, einen zweiten Turm zu Babel zu errichten. Die Komplexität des Netzes schafft Möglichkeiten, die sich gegen die Erbauer richten. 1984 ist schon lange her und Schnee von gestern.

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Wismar - Proseken


Die Hitze geht – Urlaubsabbruch

Das Wetter ändert sich. Es wurde windiger und die Hitze ging. Aber leider blieb die Sonne. Die Schmerzen in der Leiste haben sich auch über Nacht gehalten. Ich habe diese Etappe noch wie geplant bis Proseken gelaufen und bin sogar noch zum nächsten Hotel nach Grevesmühlen gefahren. Aber die weiteren geplanten Etappen bin ich nicht mehr angegangen. Kamminke – Wismar ist geschafft. Es wird ein neuer Urlaub wird kommen, in dem ich den Faden hier oben wieder aufnehme. 

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Alt Bukow - Wismar


Der Marathon – 23,3 Km
Die nächste Station in diesem Urlaub war Wismar. Ich wußte, daß der Weg von Alt-Bukow bis dahin weit werden würde. Es war also keine Überraschung wie im letzten Urlaub. Das Wetter hatte sich auch etwas beruhigt. Ich wurde nicht sofort gegrillt. Aber meine Haut nahm langsam die Farbe von gekochtem Hummer an. Und heute auf dem Marathon standen 23 Km auf dem Programm. Das hieß 7 bis 8 Stunden durch die Sonne marschieren. Konditionell war das gar nicht so schlimm, aber jeder Strahl der Sonne war wie ein Nadelstich auf der Haut. In der schönen Stadt Wismar angekommen, kam ein ganz neuer Schmerz in der Leiste dazu. Ich war vollkommen alle. Heute kann der Pilger wirklich nicht mehr.

Dienstag, 6. Oktober 2015

Neubukow - Alt Bukow


Durch dichten Fichten kommt die Hitze mitnichten !

Der heißeste Tag des Jahres stand an. Ich habe nun etwas geschummelt. Ich bin nicht zurück zu dem Haus, wo ich gestern abgebrochen habe, sondern bin von Neubukow aus die vorher geplante Strecke gelaufen. Es ging zunächst durch ein Bachtal. Der sehr schöne Weg hatte bei diesem Wetter ein kleines Manko : „Sehr viele Mücken !“ Die stachen in die ohnehin völlig verbrannte Haut meiner Unterarme. Zum Glück führte der Weg danach durch in einen dichten Fichtenhain. Ich habe erst überlegt an dieser Stelle den Zungenbrecher von den dichten Fichten zu bringen, aber dann hätte es bis zur fehlerfreien Aufnahme dieser Passage wahrscheinlich Wochen gedauert. Im Zielort gab es eine kleine Gaststätte. Ich wollte von da aus mit dem Taxi zurück zum Hotel. Das tat kund und der Wirt rief zu seiner Frau : „ Rufst Du mal ein Taxi, der Pilger kann nicht mehr !“

Montag, 5. Oktober 2015

Retschow - Neubukow


Ende der Hitzeschlacht

Der Mann aus dem Buch, der nach Rom gewandert ist, kam als Fazit seiner Wanderung zu dem Schluss, dass die Menschen besser sind als ihr Ruf. Dieses kann ich nach dieser Etappe bestätigen. Es war extrem heiß an diesem Tag. 32 Grad im Schatten, wenn es denn auf den Betonpisten welchen gegeben hätte. Ich hatte mir 16 km vorgenommen. Nach 12 km war der Akku leer. Nichts wo man Schatten oder gar was zu sitzen bekommen könnte. So klingelte ich bei einem einzeln stehenden Haus, in der Absicht, mich auf die Vortreppe setzen zu dürfen und zu verschnaufen. Ein Zaun versperrte mir allerdings den Weg dahin. Mir wurde aufgetan und die Hunde weggesperrt. Ich versuchte mir nun sitzender Weise ein Taxi zu organisieren. Aber der angerufene Unternehmer konnte keins schicken. Als der Hausbesitzer das mitkam, bot er mir an, mich in die nächste Stadt zu bringen. Ich nahm dankend an und wir fuhren mit seinem Privatwagen nach Neubukow. Soviel Hilfsbereitschaft hatte ich nicht erwartet. 

Sonntag, 4. Oktober 2015

Bad Doberan - Retschow


Blätterdach
Die nächste Etappe habe ich bewußt kürzer gewählt, weil mir die 21 km von gestern noch in Knochen lagen. An dieser Stelle sei das Hotel nochmal lobend erwähnt, denn deren Lunchpaket mit frischem Obst war wirklich Klasse. Das Wetter ist sommerlich. Nach einem Stück des Weges stand ein Schild : „ Die Wege durch das Quellental werden saniert. Benutzung auf eigene Gefahr !“ Als ich davon unbeeindruckt meinen Weg durch eben das Quellental fortsetzte, merkte ich schnell, was die Aufsteller des Schildes meinten. Es gab dort viele kleine Holzbrücken, die über die kleinen Bäche führten. In fast jeder Brück war mindestens ein Brett durchgebrochen, weil es wahrscheinlich morsch war. Nun gaben mir meine 50 kg Zusatzgewicht doch etwas zu denken und ein mulmiges Gefühl begleitete das Queren der Brücken … aber sie haben alle gehalten.

Samstag, 3. Oktober 2015

Rostock - Bad Doberan


Nebengebäude des Klosters des Bad Doberaner Münsters

Der Ostsee-Urlaub beginnt. Mein erstes Hotel hatte ich in der Stadt Bad Doberan. Da ich relativ früh dort ankam, hatte ich noch Zeit, den Ort zu erkunden. So fand ich das Bad Doberaner Münster, um das sich ein Kloster gebildet hatte. Es war noch schöner als die Ruine des Klosters Eldena in Greifswald. Wieder auf dem zurück zum Hotel hörte ich Musik. Direkt vor meiner Unterkunft fand die 200-Jahr-Feier des Pavillons in der Mitte eines kleinen Parks statt. Dort spielte eine Jazz-Saxophonistin Romantic Lounge live mit anderen Instrumenten als Halbplayback. Das ist mal eine Willkommensparty nach meinem Geschmack. Die erste Etappe sollte 18km lang sein. Es wurden 21 daraus und den Schlenker über das Münster habe ich mir noch gespart, weil ich da gestern schon war. 

Freitag, 2. Oktober 2015

Brühl - Walberberg


Endlich Sommer

In der Eifel wird es wieder etwas hügeliger. Nicht vergleichbar mit dem Rothaarsteig, aber dennoch anders als im Münsterland. Heute kam nach langer Zeit mal wieder ein kleine Erhebung. Es ist endlich Sommer und die Kälte des langen Winter 2013 ist gewichen. Ich habe mir vorgenommen, langsam und genüßlich zu laufen, um das Gefühl zu bekommen, nicht gehetzt zu sein. Ich kann mir hier die Etappen frei nach Lust und Laune einteilen, da ich kein bestimmtes Hotel erreichen muß. Ich habe es auch nicht eilig, weil ich innerlich das Gefühl habe, die Via Colonensis sei irgendwie noch gar nicht dran. Ich möchte erst den Norden erledigen, um dann auf den großen Marsch zu gehen. Aber jedes Wochenende ein Hotel kann ich mir halt nicht leisten. 

Donnerstag, 1. Oktober 2015

Hürth-Hermülheim - Brühl


Little East Side Gallery

Pilgern scheint immer beliebter zu werden. So widmete sich die Reisesendung „Wunderschön“ auch diesem Thema. Pilgern habe heilende Wirkung und bewirke Entspannung. Es sei denn, man mache daraus auch wieder ein Projekt. Man müsse sich Zeit dafür nehmen. Ertappt. Meine Tai-Chi-Lehrerin hat auch mal gesagt : „ Bei diesem Sport kann man nicht gewinnen !“ Sieg oder Niederlage spielt einfach keine Rolle, sondern der Weg ist das Ziel, nicht das Ankommen. Auf dieser Etappe bin ich an einer Kirche vorbeigekommen. Das Foto zeigt Bilder, die Kinder an einer Begrenzung dort gemalt haben. Kinder können das noch – einfach nur spielen. Wir Erwachsenen wollen doch immer nur gewinnen.