Mittwoch, 30. September 2015

Kölner Dom - Hürth-Hermülheim


Entlang der Luxemburger Straße 

Auf dieser Etappe begann etwas komplett neues, denn hier startet der Weg nach Rom. Die Via Colonensis habe ich mir vorgenommen. Das ist eine Verbindung zwischen Köln und Trier durch die Eifel. Dieser Weg führte zunächst entlang der Luxemburger Straße raus aus Köln. 4 Km lang nur auf dem Bordstein einer viel befahrenen Ausfallstraße. Das ist nicht unbedingt meine Traumvorstellung vom Wandern. Half aber nichts, der Weg führte nun mal daher. Es war Fronleichnam 2013 als ich mit dem Zug in Köln anreiste und von einer Prozession am Dom begrüßt wurde. Zurück zum Dom fuhr ich von Hürth aus mit der Straßenbahn. Zum ersten Mal brauchte ich kein Taxi. 

Dienstag, 29. September 2015

Visbek - Vechta


Der mit dem Wolf läuft

Auf meinen Wanderungen hab ich hier und da schon mal das eine oder andere Wehwehchen. Mal tut der Rücken weh, und meistens irgendwie auch die Füße. Sowas erwähne ich erst gar nicht. Manchmal laufe ich mir auch einen Wolf, was einfach an der unförmigen Körperform liegt. Auch das erwähne ich sonst nicht. Doch diesmal saß die Hose so schlecht, daß ich mir einen richtigen, blutigen Wolf gelaufen habe. Hier habe ich wirklich wie im Mittelalter vorgesehen beim Pilgern ein Stück des Leiden Christi nachempfunden. Als die ersten Schmerzen kamen, hätte ich abbrechen müssen, aber ich Idiot laufe die kompletten 20 km bis zum Hotel. Als die Endorphine dann weg waren … 

Montag, 28. September 2015

Landgasthaus Auetal - Visbek


Die Visbecker Braut

Die Zangentechnik besagt, daß ich die Via Baltica von Norden , im Urlaub , und den Pickerweg von Süden , an Wochenenden, bewältigen wollte. Mein erstes Wochenende dieser Art fand nördlich von Vechta in Visbek statt. Nördlich von Visbek startete ich und kam an der Visbecker Braut vorbei. Das sind Steine aus der Megalithkultur. Also sowas wie Carnak oder Stonehenge in kleinerer Form. Diese Jahrtausende alte Konstruktionen sind für mich ein Bild von Ewigkeit und Vergänglichkeit gleichermaßen. Der Pickerweg hatte übrigens schon lange von den Jakobspilgern im Mittelalter eine große Bedeutung als Handelsweg. Er verbindet Bremen mit Osnabrück. 

Sonntag, 27. September 2015

Köln-Dünnwald - Kölner Dom


Eine Brücke über den Rhein

Wieder zu Hause bin ich am Tag des Lichterfestes nach Köln gewandert, um den bergischen Jakobsweg zu komplettieren. Mein Reiseführer meinte zu der Strecke: „Nehmen Sie den Bus!“ Ähnlich wie im Dortmunder Norden kaum jemand wandert, ist auch Köln-Mülheim eher kein klassisches Wandergebiet. Erst als ich die Brücke erreichte und im Rheinpark spazieren durfte, wurde es richtig schön. Das Wetter war sonnig und die Temperaturen angenehm. Von weitem konnte ich schon das Ziel der Etappe sehen : „ Den Kölner Dom“. Auf dem Weg dahin fragte ich mich, wie dieses imposante Gebäude wohl auf Menschen früherer Zeit gewirkt haben muß. Zum ersten Mal fühlte ich mich mit den Pilgern des Mittelalters verbunden, die auch hier am Rhein entlang gingen. 

Samstag, 26. September 2015

Neuendorf - Rostock


Das Wahrzeichen der Stadt – Das Steinerne Tor

Wieder ein krasser Kontrast, der sich quasi über Nacht einstellte. Grade noch in der menschenleeren Pampa unterwegs, wo außer Rehen, Kranichen und Störchen niemand war, ging es jetzt in die Hansestadt Rostock. Die Zivilisation mit ihren lärmenden Autos hatte mich wieder. Zwar waren die Planer bemüht, den Weg durch kleine Parks oder Waldstücke zu führen, aber ich war halt wieder in der Großstadt. Der Urlaub endet für mich, als ich das steinerne Tor passiert und in der Fußgängerzone ein Matjesbrötchen verspeist hatte. 

Freitag, 25. September 2015

Sanitz - Neuendorf


Erster warmer Tag im Jahr 2013

Das Wetter schlägt um. Plötzlich wurde es warm. Gestern noch etwa 3 Grad, waren es heut etwa 20. Ursprünglich war der Plan nach Rostock zu laufen. Mein Reiseführer gab diese Distanz mit 20 km an. Da ich aber bisher alle Angaben nach oben korrigieren mußte, wenn ich die Strecken wanderte, wollte ich mir 25 oder 26 km nicht antun. Auch aufgrund des plötzlich warmen Wetters. Frühling ist ja an sich was Schönes, aber 15 Grad Temperaturanstieg wollen auch erst mal verkraftet werden. Ich buchte in der Pension noch einen Tag länger.

Donnerstag, 24. September 2015

Kölzow - Sanitz


Lange und grade Feldwege

Über die Feldwege habe ich nun langsam genug erzählt. Kommen wir zu den Unterkünften in diesem Urlaub. Ich habe mich bewußt für einfache Quartiere entschieden und Pensionen genutzt, die alle kein eigenes Restaurant hatten. Von Bad Sülze nur zu erwähnen, daß ich dort einen mutmaßlich rechten Mann getroffen habe, ist unfair, denn das kleine Städtchen ist sehr schön, allerdings gab dort nur bis 18 Uhr ein geöffnetes Lokal. In Sanitz war neben der Pension ein Restaurant, was gut war. Das war aber auch in gewisser Weise das Problem. Das Bett, in dem nächtigte, war eindeutig nicht für meine Gewichtsklasse ausgelegt. Nachts bogen sich Latten im Lattenrost so durch, daß sie aus ihren Verankerungen fielen und ich damit plötzlich und unerwartet auf den Boden. Da war ich wach. Es war mir zwar etwas peinlich, aber am nächsten Tag hab ich um ein anderes Zimmer gebeten. Das Bett war stabiler. 

Mittwoch, 23. September 2015

Bad Sülze - Kölzow


Erdfarben bestimmen das Bild

Erdfarben bestimmen das Bild. Grün ist noch nicht zu sehen. Aber die ersten Kraniche, die sich massenhaft hier aufhalten, künden vom baldigen Frühling, Es ist nach wie vor einsam und ruhig hier oben. Die Rufe der Kraniche begleiten mich auf meinen Wegen, die ab und zu von Rehen gekreuzt werden. Einfach ein menschenleeres Naturparadies. In der Stadt Bad Sülze traf ich in der Volksbank einen jungen Mann, der sich gedanklich den Erdfarben, den Brauntönen, angepaßt hatte. In seine sehr kurzen Haare hatte er einen Blitz einrasiert, den man auch als ein verfassungsfeindliches Symbol auffassen könnte. Dann doch lieber menschenleere Natur. 

Dienstag, 22. September 2015

Zarentin - Bad Sülze


Nebel zieht durchs Land

Für diesen Urlaub habe ich mir einen Schnitt von 15km pro Tag überlegt, im letzten Ostseeurlaub auf der Via Baltica waren das noch 12km. Das Wetter ist umgeschlagen Gestern war es noch sonnig und kalt, heute kalt und nebelig. Nach 7 gelaufenen Km mußte ich den GPS-Track auf meinem Garmin wechseln. Leichtsinniger Weise habe ich mir den Neuen vorher nicht angeguckt und mich bei der Planung auf meinen Reiseführer verlassen. Das Garmin meinte nun, von dieser Stelle aus wären es noch weitere 14 km bis zum Ziel Bad Sülze. Und es hatte recht. Innerhalb einer Mehr-Tages-Tour der absolute km-Rekord. Danach konnte mich nichts mehr schocken. 

Montag, 21. September 2015

Grimmen - Zarentin


Betonwege aus alten DDR-Zeiten

Diese langen und graden Feldwegen sind an sich etwas deprimierend, weil man sich fühlt, als käme man dem Ziel nicht näher. Diese Frustration läßt sich noch dadurch steigern, daß man die Natur mit Wald- oder Feldboden wegnimmt, und stattdessen Betonplatten verlegt. Diese langen Betonpisten, die es so im Westen nicht gibt, sind monoton. Einsamkeit. Stille und Monotonie. Oder anders formuliert : Bewegungsmeditation. Irgendwann läuft man nämlich einfach von selbst und der Geist wird leer. Das ist wohl buddhistisches Pilgern.

Sonntag, 20. September 2015

Horst - Grimmen


Blick von der Brücke über die B96

Meine erste Unterkunft hatte ich in Grimmen. Es war eine Pension ohne Restaurant. Da in der Stadt außerhalb der Saison alle Restaurants geschlossen hatten, mußte eine Döner-Bude als Nahrungsquelle herhalten. Auf meinem Weg nach Grimmen passierte ich eine Brücke über die Bundesstraße B96, auf der kein einziges Auto fuhr. Jetzt im Winter ist die Gegend hier ähnlich menschenleer wie die sibirische Tundra. Ähnlich warm ist es hier auch. Einsamkeit. So sollte Wandern aus meiner Sicht immer sein, denn der einzige Mensch, dem ich endlich mal begegnen will, bin ich selbst. 

Samstag, 19. September 2015

Greifswald - Horst


Reste des Winters auf einem Waldweg

Bei uns wurde es langsam Frühling im April 2013, nicht so in MacPomm. Dort wollte der zähe Winter nicht weichen. Aus Greifswald heraus ging es über Feldwege. Eine geschlossene Schneedecke gab es zwar nicht mehr, dennoch waren diese Reste von Schnee auf den Wegen schwer zu laufen. Besonders an einer Stelle, wo ich am Rand eines Feldes ging. Eine Schneeverwehung hatte sich gebildet. Das Problem war, daß der Boden darunter alles andere als eben war, die Oberfläche des Schnees aber genau das suggerierte. Ich trat nun in ein unsichtbares Loch und versank bis zu den Knien im Schnee. Etwa 200m lang war diese Piste mit durchschnittlich Knöchel tiefen Schnee. Sie hat unheimlich viel Körner gefressen und auch Nerven, weil ich ständig in der Gefahr lief, noch tiefer einzubrechen, und dann eventuell nicht mehr weiter zu kommen. Aber ich habe das Ziel erreicht. 

Freitag, 18. September 2015

Altenberger Dom - Köln Dünnwald


Wasser und Licht

Da es von dieser Etappe nichts wichtiges zu erzählen gibt, da sie nur zur zeitlichen Überbrückung bis zum nächsten Ostsee-Urlaub diente, muß ich einfach noch mal sagen : „ Wandern macht mir großen Spaß !“ Ich berichte häufig von Schwierigkeiten und Herausforderungen, aber das eigentlich wesentliche ist: „ Erschöpft auf einer Bank zu sitzen, nachdem man eine Anstrengung geschafft hat. Wieder Kraft zu tanken, in dem man vollkommen im Augenblick ist.“ Das ist herrlich. Und selbst schwierige Wanderungen möchte ich nicht mit einem Tag im Büro tauschen. Das Wasser eines Baches zu hören, Licht der Sonne zu sehen, Tiere zu beobachten und seinen eigenen Körper zu spüren. All das ist wahres Leben. Ich liebe es. 

Donnerstag, 17. September 2015

Engter - Osnabrück


Mühle im Nettetal

Da es günstiger ist, den bergischen Jakobsweg zu laufen und ich etwas Geld gespart hatte, konnte es nun mit einem Hotel im Norden weitergehen. Am Morgen war alles tief verschneit, so daß wieder dieser Zauber über der Welt lag. Je länger die Strecke dauerte, desto wärmer wurde es. Ich ging durch das Nettetal an einer Mühle vorbei. Es war sehr nett da, auch wenn ich mir ein zu kleines Lunchpaket eingepackt hatte und auf meinem Weg nach Osnabrück Hunger bekam. Ich freute mich daher schon auf den arabischen Imbiß mit Hummus und Falafeln. Die Strecke erwies sich als länger als gedacht. Das war bitter, denn ich hatte schon mit 20 Km geplant. 22 sind es geworden, was einen persönlichen Rekord darstellt. In Osnabrück war ich dann so kaputt, daß ich keine Lust mehr hatte, den Imbiß zu suchen, den ich auf Anhieb nicht fand. Vechta – Lennep ist komplettiert.  

Mittwoch, 16. September 2015

Wermelskirchen - Altenberger Dom


‚Schwandern‘ – naß bis auf die Knochen

Ich hatte schon von meiner guten Freundin Andrea erzählt. Ihre Abnahme hat sie durch viel Sport geschafft. Sie geht schwimmen oder wandern, je nach Wetterlage. Auf dieser Etappe habe ich es geschafft, beides gleichzeitig zu machen. Ich bin „geschwandert“. Es hat so stark geregnet, daß meine Regenjacke – die Ölhaut – überfordert war. Meine Jeanshose wurde so schwer, daß der Gürtel sie kaum noch hielt. Ob Schweiß oder Regenwasser war nicht mehr zu unterscheiden, aber ich war tief durchweicht, als wäre ich in einem Swimmingpool gewandert. Meine Kippen hatte ich der Innentasche einer Jacke unter der Ölhaut. Ich musste sie entsorgen. Zu allem Überfluß bin ich gegen Ende auch noch gestürzt, weil die Wege kaum noch passierbar waren. Dreckig, naß und kaputt nach 18 Km erreichte ich mein Ziel : „ Den Altenberger Dom.“

Dienstag, 15. September 2015

Lennep - Wermelskirchen


Zugefrorene Talsperre

Aus rein finanziellen Überlegungen heraus kann ich nicht jedes Wochenende 300 Km fahren und ein Hotel und ein Taxi nehmen. Irgendwo hat der Mammon auch seine Grenzen. So beschloß ich den westfälischen Jakobsweg weiter nach Köln zu laufen. Ab Lennep heißt der Begischer Jakobsweg. Das nach wie vor kalte Wetter läßt sich durch das Bild einer zugefrorener Talsperre belegen, die ich passierte. 

Montag, 14. September 2015

Vörden - Engter


Der Mittellandkanal mit eisigem Ostwind

Zum ersten Mal habe ich mir über ein verlängertes Wochenende ein Hotel im Zielgebiet genommen. Das hat den Grund, daß ich mir das erste Mal eine Etappe von über 20 Km vorgenommen habe. Auf dieser kreuzte ich den Mittellandkanal. Diese Tour hätte ich gerne auch nur virtuell beschritten, denn dann hätte ich den fürchterlich kalten Ostwind nicht spüren müssen. Ohne Bäume wehte der über die kahlen Ackerflächen. Ich habe elendig gefroren. Es war sogar so kalt, daß ich mich nicht hinsetzen konnte, um mir eine zu rauchen. Subjektiv hatte ich das Gefühl festzufrieren. Aber als Outdoorprofi bin ich natürlich in Engter angekommen…aber nicht fragen wie? 

Sonntag, 13. September 2015

Damme - Vörden


Pferde im Nebel

Ich bin in den Dammer Bergen unterwegs. Die kennt man aufgrund der gleichnamigen Autobahnraststätte, bei der sich das Gebäude wie eine Brücke über die Bahn spannt. Die Gegend ist angenehm zu laufen, weil es durch Wälder und nicht so viel über Radwege geht. Schöner wäre es wahrscheinlich gewesen, im Frühling hier gewesen zu sein. Heute ist es kalt und nebelig. Vielleicht sehnen sich die Pferde auf der Koppel auch mehr nach einem warmen Stall, als das sie ihre Freiheit genießen können. Ich sah ein Schild, das die Freiheit ausdrückt, welche ich meine: „ Dein ist die Zeit !“ und nicht nur die Uhr.

Samstag, 12. September 2015

Steinfeld - Damme


Mordkuhlenberg in den Dammer Bergen

Auf dieser Etappe kam ich am Mordkuhlenberg vorbei. Auch ob des Wetters erinnerte mich das an einen düsteren, skandinavischen Krimi. Wallander im Oldenburger Land. Apropos Literatur. Ich las zu dieser Zeit ein Buch von einem Mann, der eine tödliche Diagnose bekommen hatte. Darmkrebs. Er hätte nicht mehr lange zu leben. Der Mann entschied sich gegen eine Chemotherapie und folgte stattdessen seinem Herzen : „ Er wanderte nach Rom !“ Die unbändige Willenskraft dieses Menschen hat mich beeindruckt. Und ich habe mir gesagt : „ Wenn ein Krebskranker Anfang 60 das schafft, dann werde ich das jawohl auch hinkriegen.“ Das Ziel ändert sich. Nicht Santiago sondern Rom ist das Ziel. Wie ich allerdings konditionell über die Alpen kommen soll, ist mir noch ein Rätsel, aber kommt Zeit, kommt Rat. 

Freitag, 11. September 2015

Lohne - Steinfeld


Erster warmer Tag im Januar 2013

Das Wetter wird eine große Rolle spielen, weil ich mir vorgenommen habe, mich vom selbigen nicht von meinen Wandervorhaben abbringen zu lassen. Diese Etappe brachte zunächst mal Sonne. Es war der erste warme Tag im Jahr 2013. Es sollte allerdings auch für lange Zeit der einzige warme Tag bleiben. Ich passierte heute die höchste Erhebung in dieser Umgebung, die die Wasserscheide zwischen Weser und Ems darstellt. 80m ü. N.N.

Donnerstag, 10. September 2015

Vechta - Lohne


Weg durch den Schnee

Nachdem ich den westfälischen Jakobsweg komplettiert hatte, habe ich mir vorgenommen, den Weg zum Meer bzw. den Weg vom Meer nach Hause mit der klassischen Zangentechnik in Angriff zu nehmen. Im Urlaub möchte ich gerne die Via Baltica laufen und an Wochenenden mich von Süden näher an das Ziel heranwagen. Vechta ist der nördlichste Punkt, den ich von Hause aus machen wollte, um von da aus in südlicher Richtung nach Osnabrück zu wandern. Diese Etappe ist auch deshalb etwas besonderes, weil Schnee gefallen war und ich durch eine verzaubert Landschaft lief. Der Weg trägt hier den Namen Pickerweg.

Mittwoch, 9. September 2015

Eltinger Mühle - Eggert


Erste Etappe im Jahr 2013
Die Etappen werden wieder länger. Auf diese erste im Jahr 2013 habe ich richtig gefreut. Es ging darum, das Landhotel Eggert zu erreichen und damit den westfälischen Jakobsweg zu komplettieren. Ich schaffte die Strecke von 14 Km. Nun hatte ich die Strecke Osnabrück – Lennep erwandert. Endlich war wieder etwas abgeschlossen.

Ich war gerade wieder zu Hause, als mein Telefon klingelte. Es sollte ein Konzert in einer Kirche stattfinden. Der Eintritt sei frei. Ob ich nicht mitkommen wollte. Ich liebe Live-Musik und sagte zu. Das Konzert würde in Lennep stattfinden … Ich war vorher noch nie auf einem Konzert in Lennep. Es gibt halt doch noch ein paar Dinge, die einfach mystisch sind und bleiben. Ausgerechnet in Lennep , ausgerechnet jetzt. Das Konzert war wunderschön – und für mich ganz privat eine kleine Feier für das Absolvieren des ersten Teilstücks – den Westfälischen Jakobsweg…

31. bis 56. Tag als Video : Chiren wandert, Teil 2 

Dienstag, 8. September 2015

Ladbergen - Eltinger Mühle


Dortmund-Ems-Kanal

Auf der Autobahn, die ich ständig fuhr, um zu meinen Wanderstrecken zu kommen, sah ich einen LKW mit der Aufschrift : „ Ohne mich wäre die Autobahn schön leer , genau wie Ihr Kühlschrank !“ Auf dieser Etappe war der Dortmund-Ems-Kanal mein ständiger Begleiter. Dort werden auf Schiffen noch viel mehr Waren bewegt als in einem LKW. Trotz moderner Technik muß der Mensch tatsächlich immer noch reale Lebensmittel zu sich nehmen, um zu überleben. Und diese müssen physikalisch von A nach B transportiert werden. Das hat auch etwas Beruhigendes. Der Mensch ist nach wie vor ein Teil der Natur, auch wenn er noch so viele Smartphones hat. Die neuen Apples machen halt nicht satt.

Montag, 7. September 2015

Siedlung Feldmark - Ladbergen


Ackerfläche im Winter

„ Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde : Berliner Meteorologe kann 500 Grautöne unterscheiden !“ Diese Meldung auf der Satire-Seite : „Der Kojote“ zeigt deutlich, wie trüb und trist der Winter 2012/2013 gewesen ist. Aber ich habe mir vorgenommen, kein Schön-Wetter-Wanderer zu sein und somit bin ich auch an einem der dunkelsten Tage des Jahres unterwegs. Bis auf brachliegendes Ackerland hat die Natur wenig zu bieten. Aber grade dieses Karge und die Stille waren unglaublich schön. Fast ein bißchen wie das Nordkap oder Spitzbergen. 

Sonntag, 6. September 2015

Lengerich - Siedlung Feldmark


Adventszeit im Münsterland

Alle Jahre wieder kommt die Adventszeit. Alle freuen sich auf Weihnachten. Der Konsumterror erreicht seinen Höhepunkt. Kaufen für die Lieben. Es hat lange gedauert, bis ich für mich erkannt habe, das Glück und Zufriedenheit nicht von außen kommen. Freude kommt von  innen. Es gibt kaum etwas Schöneres als wenn man jemandem mit seinen Fähigkeiten wirklich helfen kann. In der Rede des großen Diktators heißt es: „ People want to help each other , they like it.“  “Leiden lindern”, nennt der Buddhist das. Verzicht und der Versuch, ein halbwegs ethisch vertretbares Leben zu führen, führt zur Zufriedenheit. „Alles, jetzt und mehr als mein Nachbarn“ führt nicht dahin. 

Samstag, 5. September 2015

Leeden - Lengerich


Mit Andrea gelaufen

Diese Etappe ist etwas besonderes, weil ich sie nicht alleine gelaufen bin. Meine gute Freundin Andrea ist mit gewandert. Oder eigentlich eher voraus. Früher war sie wie ich stark übergewichtig und hat es dann geschafft radikal abzunehmen. Das gelang ihr durch disziplinierte Ernährung und viel Sport. Nun ist sie fit wie ein Turnschuh. Wir mußten leider feststellen, daß wir nicht zusammen laufen können, weil unsere Geschwindigkeiten viel zu unterschiedlich sind. Jetzt mit den Einlagen schon gar nicht. 

Freitag, 4. September 2015

Hasbergen - Leeden


Nach der Reha

Wieder zu Hause ließen mir meine Füße keine Ruhe. Sie erholten sich vom Wandern nicht richtig. Mein Weg führte mich zum Orthopäden, der feststellte, daß ich Knick-,Spreiz und Senkfüße habe. Deshalb tunen diese unter Belastung weh. Er verordnete mir Einlagen. Heute bin ich froh darüber, weil dieser spezielle Schmerz tatsächlich nicht mehr aufgetreten ist. Aber damals habe ich diese Dinger gehasst. Nach einem oder zwei Kilometern war Schicht im Schacht. Ich mußte mich erst langsam daran gewöhnen. 3 Wochen hat diese Reha mit meinen Füßen gedauert, in der ich keine Wanderung machen konnte. Diese hier ist die erste danach. Ich ging auf den westfälischen Jakobsweg, denn ich hatte das Landhotel Eggert von Osnabrück aus noch nicht erreicht. 

Donnerstag, 3. September 2015

Hanshagen - Greifswald


Ruine des Klosters Eldena

Apropos durchhalten. Die nächste Etappe führte mich zum Ziel des ersten Urlaubs auf dem Jakobsweg: Die Hansestadt Greifswald. Der Weg dahin erstreckte sich über 18 Km. U.a. auf einem langen, geraden Radweg, der neben der Wollgaster Landstr. entlang führte und keinerlei Sitzmöglichkeit bot. Mein Rücken tat weh und eben auch meine Füße. Ausruhen konnte ich mich kurz nach dem Überschreiten der Stadtgrenze an der Ruine des Klosters Eldena. Das ist ein sehr schöner, ruhiger und ja fast mystischer Ort. Von da aus ging es schön am Ryck entlang bis in die Innenstadt. Dieses Stück bot Bänke und ich nutzte jede einzelne davon, um meine müden Knochen zu erholen. Angekommen sah ich ein Hinweisschild : Jakobsweg 3400 Km bis Santiago de Compostella. Noch ziemlich viel Strecke bis dahin. 

Mittwoch, 2. September 2015

Lühmannsdorf - Hanshagen


Die Kirche von Hanshagen

Mein nächstes Quartier hatte ich in dem kleinen Ort Hanshagen. Als ich dort mit dem Auto ankam, war ein Zettel an der Tür: „ Bin nicht da. Bitte diese Nummer anrufen!“ Der Wirt kam dann zwar recht schnell, aber ich fand es ungewöhnlich, so empfangen … oder besser nicht empfangen zu werden. Kurz fragte ich mich noch, was Menschen ohne Handy in dieser Situation gemacht hätten. Man muß halt mit der Technik gehen , ob man will oder nicht … und dennoch habe ich immer noch keinen Facebook-Account und ich versuche das so lange es irgendwie geht auch so durchzuhalten…

Dienstag, 1. September 2015

Zemitz - Lühmannsdorf


Einer der endlosen Waldwege

Da ich die vorige Etappe abgebrochen hatte, mußte ich an diesem Tag etwas weiterlaufen. Vorgenommen hatte ich mir bis zur Gaststätte Dorfkrug zu wandern. Was ich nicht wußte, was auch mein Reiseführer nicht verriet, war, daß der Dorfkrug außerhalb der Ortschaft ist. Am Ortsausgang endete der Weg, aber ein Schild zu dem Lokal suchte ich vergebens. Dazu fing es an kräftig zu regnen. Meine Füße taten heute noch ein bißchen mehr als gestern. So zückte ich mein Handy und rief ein Taxi. Stehender Weise, weil es keine Sitzmöglichkeit gab, mußte ich nun warten. Naß bis auf die Knochen, so daß der böige Wind eiskalt auf der Haut ankam.