Montag, 31. August 2015

Lassan - Zemitz


Die Kirche von Zemitz.

Eigentlich hatte ich auf dieser Etappe vor, bis nach Hohendorf zu laufen, aber das gelang nicht. Die Angaben über die Entfernungen zwischen den einzelnen Stationen stimmten nicht … oder besser stimmten nicht mit meinem Garmin überein. So brach ich ab, weil mir auch meine Füße ziemlich weh taten. Ein neuer Schmerz im Spannbereich war dazugekommen. In Zemitz ist die Kirche übrigens geöffnet. Offene Kirche nennt sich das hier oben und es betrifft sehr viele Gotteshäuser. Bei uns zu Hause sind diese meistens verschlossen. Obwohl ich es anders befürchtet hatte, war es kein Problem, ein Taxi in dieses kleine Netz zu bekommen, das mich zu meiner Unterkunft in Lassan brachte.  

Sonntag, 30. August 2015

Zecheriner Brücke - Lassan


Von weitem sichtbar : Die Kirche von Lassan

Es gibt drei grundsätzliche Bemerkungen zu Wanderwegen in dieser Region zu machen. Gab es auf Usedom wenigstens ab und zu mal eine Bank zum Setzen, fehlten diese hier gänzlich. Da die Waldwege früher zum Teil militärisch genutzt wurden, sind sie gerade wie mit dem Lineal gezogen und lang. Und das führt in  Kombination mit der Tatsache, daß hier alles flach ist, zu der 3. Bemerkung. Man sieht hier lange vorher, wo man irgendwann mal ankommen wird. Den Kirchturm von Lassan habe ich schon lange im Blick gehabt, aber ich hatte das Gefühl, als käme ich ihm nicht näher. Ich lief und lief, aber die gefühlte Distanz schien sich nicht zu verringern. Das frustriert.

Samstag, 29. August 2015

Stadt Usedom - Zecheriner Brücke


Die Zecheriner Brücke

In den 30er Jahren haben die Nazis ein Hebewerk gebaut, um Eisenbahnen über die Peene transportieren zu können. Technisch ein Meisterwerk wurde es kurz vor Kriegsende gesprengt, damit es nicht den Russen in die Hände fällt. Die Reste davon verschandeln heute noch weit sichtbar die Landschaft. Beim Wandern hatte ich sie fast ständig im Blick auf dieser Etappe, die mich zum heutigen Übergang zwischen Usedom und dem Festland führte: Die Zecheriner Brücke.

Freitag, 28. August 2015

Dargen - Stadt Usedom


Stadttor von Usedom

Mein erstes Hotel hatte ich in der Stadt Usedom auf Usedom. Auf den Luxus von warmen Wasser und einem gemütlichen Bett wollte ich trotz der grundsätzlichen Einstellung auf Einfachheit nicht verzichten. Als ich mit meinem Auto in Usedom ankam, sah ich als erstes das Stadttor. Das Wetter war nieselig.  Ich hatte die lange Fahrt von meiner Heimatgemeinde aus hinter mir. Und dann kam dieser kleine Hafen zum Haff, der mit großen, maroden Betonplatten gepflastert war. Tief im Osten angekommen, schienen sich alle Vorstellung des westdeutschen Klischees‘ über Dunkeldeutschland zu bestätigen. Wo war ich nur hingeraten? 

Donnerstag, 27. August 2015

Kamminke - Dargen


Start an der Jugendbegegnungsstätte Golm

Der Urlaub an der Ostsee beginnt. Ich habe mir als Startpunkt den östlichsten Punkt der Via Baltica in Deutschland ausgesucht. Das ist Kamminke an der polnischen Grenze. Die Via Baltica ist zu lang, um sie in einem Urlaub zu erwandern. Sie führt von Usedom über Greifswald, Rostock, Wismar, Lübeck und Hamburg nach Bremen. Meine erste Etappe auf diesem langen Weg startete an der Jugendbegegnungsstätte Golm. Sie führte über 12 km zum Technikmuseum Dargen. Dort gab es Technik „ Made in DDR“ zu bestaunen. Mich als Wessi irritierte etwas, daß SED-Parteibücher und FDJ-Abzeichen unkommentiert einfach mit in den Vitrinen lagen. Ich fühlte mich irgendwie fremd dort. 

Mittwoch, 26. August 2015

Osnabrück - Hasbergen


Der westfälische Jakobsweg beginnt

Der westfälische Jakobsweg, den ich in Lennep in südlicher Richtung komplettiert hatte, beginnt nicht in Münster und schon gar nicht am Landhotel Eggert, sondern in Osnabrück. Da ich nicht mehr von Süden nach Norden laufen wollte, startete ich am nördlichsten Punkt in Osnabrück, um in richtiger Richtung Eggert zu erreichen. Ärgerlicher Weise hat in Hagen das einzige arabische Restaurant schließen müssen. So freute es mich sehr, daß ich in Osnabrück nach Rückkehr von der Wanderung einen Imbiss entdeckte, der orientalisches Essen wie Falafeln und Hummus anbot. In Osnabrück – ganz im Gegensatz zum Dortmunder Norden – scheint es so wenige Ausländer zu geben, daß solche Geschäfte von Deutschen betrieben werden müssen. Ich war erstaunt. 

Dienstag, 25. August 2015

Remlingrade - Lennep


Die Wupper

Im Volksmund heißt hier sterben : „ Über die Wupper gehen.“ Das tat ich auf dieser Etappe. Quicklebendig endet für mich hier der Weg, denn das südliche Ende des Westfälischen Jakobsweges ist erreicht. Neue Aufgaben warten. Ursprünglich wollte ich ja bis ans Meer laufen, hab mich aber dann dagegen entschieden, weiter nach Norden zu laufen. Da das Meer im Süden ziemlich weit weg, ich aber meinen Plan nicht so ganz beerdigen wollte, kam mir eine neue Idee : „ Lauf doch vom Meer nach Hause !“ So buchte ich einen Urlaub an der Ostsee. Den ersten kompletten Urlaub auf dem Jakobsweg, der an der Ostsee Via Baltica heißt.

Montag, 24. August 2015

Filde - Remlingrade


Ins Licht

In einem Lied von Christina Stürmer heißt es : „ Auf die großen Fragen, kann mir niemand die Antwort sagen !“ Religionen geben Antworten und gläubige Menschen haben den Vorteil, diesen einfach zu vertrauen anstatt sie zu hinterfragen. Ich kam auf dieser Etappe an eine Stelle, wo ich den Weg nicht mehr wußte. Mein Garmin meinte rechts und das blaue Schild mit der gelben Muschel zeigte in die andere Richtung. Auf meiner Suche habe ich früher viel über Nahtoserlebnisse gelesen. Ins Licht gehen. An einer Kreuzung wie dieser mußt vertrauen, daß entweder das Garmin und das Schild recht hat, und du so zum Ziel gelangst. Ob das so ist, merkst Du erst, wenn Du ein Stück des Weges gegangen bist. Verlaufen dient also zur Klärung, welcher Weg es nicht ist. Diese war die erste Etappe mit meinen neuen Dacia. 

Sonntag, 23. August 2015

Breckerfeld - Filde


Lichtspiele II

Das Wetter war ähnlich wie auf der letzten Etappe. Im Buddhismus spielt der edle achtfache Pfad eine wichtige Rolle. Das sind Handlungsempfehlungen, wie man seinen Lebensweg gehen soll. In allen mir bekannten Religionen ist ein Gedanke wichtig, nämlich das Gebot der Einfachheit. So tauschte ich mein Auto der oberen Mittelklasse gegen einen Dacia Sandero Stepway, da ich keine Statussymbole mehr brauche. Das Statussymbol, was mich interessiert, trugen andere Pilger bei sich. Sie hatten eine Jakobsmuschel an ihren mit vollem Gepäck beladen Rucksack befestigt. Es war für mich das erste Mal, daß ich echte Pilger traf. Ich bin ja mehr so eine Art Hobbyläufer. 

Samstag, 22. August 2015

Zurstraße - Breckerfeld


Lichtspiele I

Es gibt nicht nur den einen Jakobsweg, der klar definiert nach Santiago de Compostella führt. Sogar die Unterteilung in Westfälischer Jakobsweg hat noch einen Abzweiger von der eigentlichen Route zu bieten. Er führt über Breckerfeld und die laufe ich hier. Ich komme an einer modernen Pilgerhütte vorbei. Wolken sind aufgezogen. Der Himmel bietet ein Spiel aus Licht und Schatten. Ich bin ein buddhistischer Wanderer auf dem Pilgerweg, der sich viel mit der mystischen Bedeutung von Zahlen beschäftigt. Ein sehr individueller Weg, um seine spirituelle Reise zu machen.

Freitag, 21. August 2015

Hagen-Eilpe - Zurstraße


Es wird hügelig

Hagen nennt sich selbst gerne: „ Das Tor zum Sauerland“ . Es wird hügeliger. Hinter einem Tor sah ich im Garten eines Hauses eine Buddhafigur. Wenn man hört, daß ich auf dem Jakobsweg wandere, könnte man meinen, ich sei erzkatholisch und fromm. In Wirklichkeit aber bin ich ein spirituell Suchender, der seine Heimat noch nicht wirklich gefunden hat. Am meisten Zuhause fühle ich mich im Buddhismus. Die Entscheidung für einen neuen Wagen ist zugunsten eines Dacias ausgegangen. 

Donnerstag, 20. August 2015

Hagen-Haspe - Hagen-Eilpe


Quer durch die Heimatgemeinde

„ Memories can bring you diamonds and rust“ heißt es in einem alten Lied von Joan Baez, was einst von Judas Priest gecovert wurde. Auf dieser Etappe kam ich an dem Haus einer guten, alten Freundin vorbei. Als sich mehr Gefühle als Freundschaft in diese Verbindung drängten, war irgendwann alles aus. Heute sehe ich sie kaum noch. Ich mußte sie loslassen. Auch mein Auto werde ich wohl verlieren, denn eine Reparatur lohnt sich nicht mehr. 

Mittwoch, 19. August 2015

Herdecke - Hagen-Haspe


Unterwegs in der Heimat

Nun bin ich in der richtigen Richtung auf dem Jakobsweg unterwegs. Ich habe mir der Einfachheit halber überlegt von meiner Heimatstadt aus loszulaufen. So ging ich in der Nachbargemeinde Herdecke los und startete dieses Unternehmen, welches ich hier beschreibe. Mein Auto dagegen machte zu dieser Zeit etwas Schwierigkeiten beim Starten und kam in die Werkstatt.

Dienstag, 18. August 2015

Münster - Eggert


Ähren in vollem Korn

Manchmal macht mir mein Beruf auch richtig Spaß. Besonders dann, wenn ich eine Fortbildung besuchen darf. Mein Chef hat mir Kommunikationstraining verordnet. Da mir mein Privatleben heilig ist, weiß kaum jemand von meiner Web-Site. Wenn jemand Notiz davon nimmt, halten diese Numerologie für irgendetwas Esoterisches und Wahrsagerei. Nun erzählte man uns auf dem Seminar, daß es 4 Persönlichkeitstypen gibt, die ein unterschiedliches Kommunikationsverhalten haben. Auch wenn nicht direkt das Thomann-Riemann-Kreuz, sondern das DIGS-Modell, verwendet wurde, so hätte ich dieses Seminar frisch geweckt nachts um 3 geben können. Und da war er wieder, der Gedanke, daß ich eigentlich im völlig falschen Beruf bin. Und ich bin in der völlig verkehrten Richtung auf dem Jakobsweg unterwegs. Kilometer um Kilometer laufe ich von Santiago weg und nicht hin. Das will ich nicht mehr. Es fühlt sich falsch an.  Ich brach am Landhotel Eggert meinen Weg gen Norden ab.

Montag, 17. August 2015

Rinkerode - Münster


Landhaus im Münsterland

So ein Landhaus könnte ich mir als Altersruhesitz durchaus vorstellen. Ein Häuschen, Garten drum herum, zwar kein See in Sicht , aber dennoch ein richtiges Idyll. Allerdings müßte ich dann schon sehr alt sein. Wahrscheinlich sind irgendwelche Vorfahren von mir Zigeuner gewesen. Oder ich entstamme einer alten Nomaden-Dynastie aus der Sahara. Egal wo, allzu lange an einem Ort halte ich es nicht aus. Das ist auch der tiefere Grund fürs Wandern. Früher mit Auto, Schiff oder Flugzeug, heute eben auch Fuß ist die Hauptsache unterwegs sein. Ich mag Routine so wenig, daß ich mir vorgenommen habe, keinen Weg zweimal zu wandern. Jede Etappe soll ihre Einzigartigkeit behalten. Ein bißchen verrückt bin ich schon. Aber immerhin habe ich mein Zwischenziel Münster erreicht.

Sonntag, 16. August 2015

Herbern - Rinkerode


Einziges Foto dieser Etappe

Auf dieser Etappe hab ich keine Fotos gemacht, denn ich hatte meine Kamera nicht dabei. So muß das Abschlussbild der letzten Etappe als Bebilderung herhalten. Ich laufe meine Strecke von A nach B, um mich in B mit dem Taxi zurück nach A zum Auto bringen zu lassen. Hier auf dem Land war es nicht ganz einfach ein Taxi zu bekommen. Ich mußte länger in dem Grill warten, bis es kam. So bekam ich zwangsweise mit, wie eine Gruppe Kinder am Anfang der Pubertät am Nebentisch platz nahmen. Es war eine lokale Fußballmannschaft, die sich nach dem Spiel mit Fritten stärkte. Zunächst ginge es in ihren Gesprächen um andere Teams. Doch als der begleitende Trainer dann nicht mehr da und die Kids unter sich waren, wurden Erfahrungen über ganz andere Bebilderungen, nämlich über Hardcore-Pornos aus dem Internet ausgetauscht. Als ich noch jung war, wurden Computerspiele auf den Index für jugendgefährdende Dinge gesetzt, wo man ob der Klötzchengrafik schon nichts erkennen konnte. Ich höre mich manchmal an wie mein eigener Großvater, aber manche Sachen waren früher wirklich besser.  

Samstag, 15. August 2015

Werne - Herbern


Marktplatz von Werne

Die Hauptattraktion des Städtchens Werne ist seine Altstadt und der besonders schöne Marktplatz. Für mich war hauptsächlich etwas anderes anziehend, nachdem ich mich über den Rothaarsteig gequält hatte : „Hier im Münsterland ist es flach.“ Unterwegs auf dem Jakobsweg hatte ich eine neue Idee , wie meine Wanderreise denn nun weiter gehen könnte. Da ich Berge gerne vermeiden wollte, blieb quasi nur die Richtung nach Norden übrig und so entstand der Plan : „Ich will ans Meer wandern.“ Das sind zwar rund 300 Km bis dahin, aber ich habe ja Zeit. Das erste Zwischenziel auf dieser Tour sollte Münster sein.  

Freitag, 14. August 2015

Ginsberger Heide - Lahnhof


Der Abbruch

Zur Abwechslung regnete es heute mal. Allerdings nicht ein bißchen Nieselregen oder mal einen kurzer Schauer , sondern es kam ein Gewitter. Ich weiß, daß es nichts bringt, im Wald dann die Buchen zu suchen und die Eichen zu meiden, weil dem Blitz die Baumsorte egal ist, aber eine andere Schutzmöglichkeit hatte ich mitten im Wald nicht. Eine weitere Alternative : Gib Gas und sei vor dem Gewitter in der nächsten Ortschaft! Das schaffte ich und es ging ein Nagelschauer nieder, wie ich selten erlebt habe. Ich bin aber nicht naß geworden, weil ich rechtzeitig eine Schutzhütte erreicht hatte. Das Problem war, die Wege waren danach extrem schlammig und eigentlich nicht passierbar. Als dann an einer Stelle noch das große Kettentier (Planierraupe der Holzfäller) seine Spuren im Schlamm hinterlassen hatte, fühlte ich mich in die Panzerspur meiner Grundausbildung beim Bund zurückversetzt. Irgendwie bin ich zwar dadurch, aber nun hatte ich den Kaffee auf … Das Kämpfen gegen den Schlamm hat die letzten Körner gefressen … Ich entschied mich zum Abbruch . Nach 110 absolvierten Km.

Die Posts 1 - 30 als Video : " Teil 1 : Sauerland "

Donnerstag, 13. August 2015

Rhein-Weser-Turm - Ginsberger Heide


Pferd im Stall

Die nächste Etappe war wieder länger. Diesmal traf ich unterwegs einen anderen Ranger, der mit seinem Hund die Strecke ablief. Wir unterhielten uns. „ Sie laufen den ganzen Rothaarsteig ?“ fragte er. „ Ja.“ antwortete ich, „ 12 Km jeden Tag.“ „ Die meisten anderen laufen 25 Km, die ich so treffe. Sie gehen es wohl ganz relaxt an.“ „ Ganz relaxt !“ antwortete ich, während ich gegen einen Krampf in meiner linken Wade ankämpfte. Heute waren es wieder 15 Km. Ich war so kaputt, daß ich mir die Ginsburg nicht ansah, sondern direkt zum Hotel marschiert bin. Dort sah ich ein Pferd im Stall. Manchmal will auch ein Pferd keine Freiheit, sondern lieber einen Platz zum Ausruhen. Der Rothaarsteig hat mich hier schon fast weichgeklopft.

Mittwoch, 12. August 2015

Jagdhaus - Rhein-Weser-Turm


Nach dem Ruhetag

Nach dem sehr notwendigen Tag Pause in einem schönen Hotel ging es am Muttertag 2012 auf die südliche Hälfte des Rothaarsteigs. Etwas Körner habe ich wieder aufnehmen können, doch es kam mir sehr gelegen, daß die erste Etappe zum Rhein-Weser-Turm nicht allzu lang war. Das Ausflugslokal am Fuße war brechend voll, als ich da ankam. Die Einheimischen hatten ihre Großmütter ins Auto geladen, um wenigstens einmal im Jahr ihrer Taten zu gedenken. An solch besonderen Tagen merkt man es nicht so, aber ich bin auf meinen Wanderungen schon an vielen Gaststätten vorbeigekommen, deren Besitzer aufgegeben haben. Heutzutage sind die Energiekosten alleine so hoch, daß der Wirt, wenn er für einen zufällig vorbeikommenden Gast öffnet, schon Verlust macht. Es wandern halt zu wenige Menschen. Natur zieht nicht mehr so. Ich übernachtete am Turm und war der einzige Gast in dem Hotel. Sowas kann sich doch nicht rechnen, oder ?

Dienstag, 11. August 2015

Schanze - Jagdhaus Wiese


Hängeparty

Die Hängebrücke in den Waldzipfeln ist ein beliebtes Bild der Werbestrategen des Rothaarsteigs. Ich mag solche schaukelnden Brücken nicht so besonders. Da der Weg auch gar nicht direkt darüber verläuft, muß ich mich auch nicht meiner Höhenangst stellen. Diese Etappe ist die letzte vor dem Ruhetag. Und ich hing durch wie die Mitte dieser Brücke. 5 Tage jetzt schon jeden Tag um die 15 Km abgerissen und das mit einem Anteil an Höhenmetern, die ich wahrscheinlich zusammengenommen in meinem bisherigen Leben nicht gelaufen bin. Ich hatte keine Körner mehr. Schon im Zielort angekommen, machte der Weg nochmal eine Kurve, um zum höchsten Punkt des Dorfes zu kommen. Ich war alle. Das ist der größte Unterschied zwischen einem Wanderweg und dem Jakobsweg. Beim Wanderweg wird jeder Höhenmeter mitgenommen, sollte es auch einen kleinen Umweg bedeuten. Wanderer lieben Höhenmeter. Für einen Pilger ist dieses Verhalten absolut unverständlich. Er will so schnell wie möglich von A nach B – und möglichst Kräfte sparen. 

Montag, 10. August 2015

Winterberg - Schanze


Auf dem kahlen Asten

Wenn auch nicht als der höchste, so doch wenigstens der bekannteste Berg des Rothaargebirges, ist der Kahle Asten eine markante Erhebung in der Umgebung. Diese Etappe ragt auch aus allen anderen heraus. Zunächst ging es mal über 3 800er. Das war der absolute Rekord an Höhenmetern. Das Wetter war ganz gut. Ich trug aber, weil es sich ab und zu gefährlich zuzog eine Regenjacke. Absolut winddicht nenne ich das Teil nur noch mein Ölhaut, denn man ölt – schwitzt – darin, als würde man duschen. Das eigentlich bemerkenswerte an diesem Teilstück ist aber, das ich 12km-Etappen gebucht hatte und diese mit mindestens 18km zu Buche schlägt. In dem hügeligen Gelände war ich von morgens bis abends unterwegs. Zu dieser Zeit hatte ich meine vegetarische Phase. Ich aß kein Fleisch. Doch als am Ziel völlig entkräftet angekommen, das Restaurant geschlossen hatte und es in der Alternative nur Schnitzel gab, warf ich die tierfreundlichen Grundsätze über Bord. Nun esse ich wieder Fleisch… 

Sonntag, 9. August 2015

Kastelberg - Winterberg


Wald- und Wiesen-Weg

Auf dieser Wanderung durch die Einsamkeit des Rothaargebirges trifft man selten andere Menschen. Heute hab ich einen Ranger getroffen, der dafür zuständig ist, daß die Wegweiser Menschen ohne Garmin auch ihren Weg weisen. Wir kamen ins Gespräch. „Den ganzen Rothaarsteig wollen Sie laufen?“ fragte er ungläubig. Mit meinen Körper mit Tiefgang sehe ich halt nicht aus wie ein konditionell gut aufgestellter Wanderer. Kurze Zeit später erreichte ich die Ruhrquelle und dort am Parkplatz stand ein Schild : „ Steig aus und wandere !“ „Genau!“ dachte ich und ließ diesmal das Handy klingeln, als es sich kurze Zeit wieder meldete. Ich habe dieses Hamsterrad so satt.

Samstag, 8. August 2015

Willingen - Kastelberg


Der höchste Punkt des Rothaargebirges

Ohne einen Tag der Regeneration ging es weiter. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, habe ich noch in der Schule gelernt, daß der Kahle Asten der höchste Berg in NRW sei. Das stimmt aber anscheinend nicht, denn der Langenberg ist höher. Das ist allerdings kein freistehender Berg. An diesem Tag hatte ich endlich mal gutes Wetter. Er regnete nicht und ich hatte sogar eine gute Fernsicht. Das war wohl der beste Tag des gesamten Wanderurlaubs. Leider war wie schon an den Tagen davor, die Ruhe auf dem Weg der Sinne durch das Klingeln meines Handys gestört. Es gab Probleme im Büro. Selbst hier kann ich nicht vollständig abschalten. Den ersten 800ter hätte ich feiern sollen. Stattdessen war mein Kopf wieder im Büro. Das ist der Nachteil bei Urlaub im Sauerland. In die USA auf die Rte 66 haben die Kollegen nicht hinterher telefoniert. Im Sauerland ist man aber halt greifbarer.

Freitag, 7. August 2015

Bruchhauser Steine - Willingen


Übern Richtplatz

Sportliche Wanderer nehmen meine erste und zweite Etappe in einem. Der Weg führte heute über den Richtplatz. Das ist der höchste Punkt in der Umgebung. Im Mittelalter wurde dort Urteile gesprochen. Das machte man außerhalb der Dörfer, weil man je nach Urteil den Angeklagten so auch gleich vor Ort mit dem Schwert ins Jenseits befördern konnte. Auch ich kam mir vor wie vor einem Gericht. Der Anstieg war mörderisch und sehr lang. Es herrschte Nebel, so daß ich keine Aussicht genießen konnte. Ein Trampelpfad führte immer höher den Berg hinauf. Die Sichtweite betrug vielleicht 10 m. Ich kannte die Strecke nicht und war ganz alleine hier oben. Außer vielleicht begleitet von ein Geistern der töteten Mörder aus dem Mittelalter. Kurz : Es war nicht schön da. Hier am Richtplatz wurde das Urteil gesprochen : Reif für den Rothaarsteig oder doch nur Hobbyläufer ? Ich bin in Willingen angekommen. Allerdings völlig entkräftet.

Donnerstag, 6. August 2015

Brilon - Bruchhauser Steine


Aussichten auf viele Berge

Der Rothaarsteig hat begonnen. Es regnet. Zunächst begleiten mich noch andere Wanderer, ab der Hälfte der Strecke laufe ich alleine. Der Weg ist landschaftspsychologisch angelegt, heißt es im Prospekt. Als ich in einer Schutzhütte Unterschlupf vor einem kräftigen Schauer suche, ist mir dann aus psychologischer Sicht der Geduldsfaden gerissen. Ich merkte, daß die gebuchte Kilometerangabe leicht untertrieben war, denn eigentlich müsste ich gleich da sein, da die 12 km absolviert sind. Als ich mir den Rucksack wieder aufsetze, erklingt ein Geräusch und der Riemen ist entzwei. Nun konnte ich den Rucksack nicht mehr schultern und musste ihn in der Hand tragen. Dabei galt es, viele Steigungen zu nehmen. Das Foto zeigt fast den Zieleinlauf. Die Aussicht auf die Bruchhauser Steine. Dort endlich angekommen, konnte ich meinen Rucksack mit einer Sicherheitsnadel flicken. 

Mittwoch, 5. August 2015

Lünen - Werne


Persil-Uhr in Lünen

Die Persil-Uhr in Lünen ist ein Geschenk der Firma Henkel an die Bürger der Stadt Lünen gewesen. Doch eine alte Weisheit der Taliban besagt: Ihr Westler habt die Uhren, wir haben die Zeit. Uns fehlt die Zeit. Wir hetzen durch den Alltag, um diese zu sparen. Wir wollen auf gar keinen Fall Zeit verlieren. Schon gar nicht damit, auf Dinge zu warten. Geduld ist dem übermächtigen Wunsch gewichen, alles sofort haben zu wollen. Und das Internet macht es möglich. Alles in Echtzeit. Nur eins verlieren wir dabei: Das wunderbare Gefühl der Vorfreude. Meine Vorfreude auf den Rothaarsteig, der nun ansteht, hält sich in Grenzen. Zu groß sind doch noch die Befürchtungen über mangelnde Kondition.  

Dienstag, 4. August 2015

Dortmunder Norden - Lünen


Brücke über den Kanal

Die Brücke über einen Kanal machte einen sehr rostigen Eindruck. Ob sie wirklich, wie so viele Brücken in NRW, baufällig ist, weiß ich nicht. Auf jeden Fall weckte diese Brücke die Erinnerung an die Rte 66. Die Hauptstraße Amerikas hat ihre beste Zeit lange hinter sich. Als ich diese 2010 komplett gefahren bin, machte sich je weiter man nach Westen kam, der allgegenwärtige Eindruck von Verfall breit. Als die Highways gebaut wurden, verloren die alten Motels ihre Touristen. Irgendwie kommt es mir vor, als sei die Fahrt nach L.A. eine Vorbereitung für mein Wanderunternehmen gewesen. So wie die Route 66 haben auch viele Wanderwege ihre Bedeutung verloren. Modernere Verbindungen zwischen den Städten machten sie überflüssig. Trotzdem gibt es ein paar Romantiker, die nach wie vor dem Charme der alten, historischen Verbindungen erlegen sind. Das gilt für die Route 66 genauso wie für den Jakobsweg. Es mag sein, dass mir das Nostalgische am Jakobsweg wichtiger ist als das Spirituelle. Letztendlich glaub ich aber, das kann man im Kulturland Europa überhaupt nicht trennen. 

Montag, 3. August 2015

Dortmund-Mitte - Dortmunder Norden


Multi-Kulturelle Vielfalt

Politisch kann man sich darüber streiten, ob der Islam nun ein Teil von Deutschland ist oder nicht. Ein Teil meiner Speisekarte ist er auf jeden Fall. Der Dortmunder Norden ist bekannt für die hohe Zahl an Migranten, die dort leben. Zum Glück haben einige von denen Restaurants aufgemacht, so dass man auf wenigen Metern eine halbe kulinarische Weltreise machen kann. Türkisch, marokkanisch und libanesisch esse ich ganz gerne. Hummus und Baklava sind kaum zu ersetzende Grundnahrungsmittel für mich. Nur zum Wandern eignet sich diese Gegend eigentlich überhaupt nicht und einen Wanderer vermutet hier auch keiner. Auch das macht wieder einen Reiz aus.  Ich ging diese Strecke über den Jakobsweg, aber nicht in der Absicht zu pilgern, sondern nur um die Zeit bis zum Urlaub am Rothaarsteig zu überbrücken. 

Sonntag, 2. August 2015

Ohlsberg - Brilon


Der Rothaarsteig kann kommen …

Mit der Zeit wurde die Sauerland Waldroute immer hügeliger. Bergig möchte ich nicht schreiben, weil 600m ü.N.N. für einen Süddeutschen sicherlich kein Berg ist. Aber für mich als Flachländer sind das eben fast die Alpen. Auf dem Foto sieht man den gefühlt höchsten Anstieg auf dieser Tour. Als ich oben war und diese herrliche Aussicht genießen durfte, hatte ich innerlich das Gefühl bereit zu sein, die noch höheren Hügel des Rothaarsteigs in Angriff zu nehmen. In Brilon angekommen hatte ich mein Ziel erreicht. Für mich war die Waldroute hier in Brilon zu ende.  

Samstag, 1. August 2015

Hohensyburg - Dortmund-Mitte


Der chronologische Beginn in falscher Richtung

Der Wetterbericht für die Region Olsberg verkündete überraschendes: Schneefall bei minus 3 Grad. Das war mir zu kalt, so daß ich eine Alternative zum Wandern brauchte. Erst jetzt entdeckte ich auf meiner Wanderkarte, daß der Jakobsweg in meiner näheren Umgebung vorbeiführt. Ich beschloss, darauf eine Etappe – als Notnagel – zu wandern, bis sich das Wetter im Sauerland wieder bessert. So konnte ich es nicht verhindern, daß ein gläubiger Schalker wie ich am ehemaligen Westfalenstation – Heimat der Mannschaft von Lüdenscheid-Nord – vorbei pilgern mußte. Kohle und Stahl sind das Herz dieser Stadt. Mit lauschigen Bachläufen und Vogelgezwitscher hat das hier wenig zu tun. Aber auch das ist Wandern. Interessant ist es, in einer Infrastruktur zu laufen, die völlig auf Autos abgestimmt ist. Als Wanderer ist man hier fast ein Fremdkörper. Das macht den Reiz aus. Hier begann mein Weg auf dem Jakobsweg und zwar von Süden nach Norden – also nicht hin, sondern weg von Santiago de Compostella.